Mittwoch, 22. April 2015

schöpferflug

muss in zeiten mich versenken
um für ewigkeiten frei zu sein
zeitlos leben umzudenken
wesenhaft in vollem schein

hab mir träume aufgesogen
hab mir welten eingebogen
hab mir leben aufgezogen

hab geschehen fort gelogen

innenwelten sind mir räume
die mir zum betrachten dienen
zum bewegen über zeiten
über orte über welten
über allgemeinem lieben
über hassen im detail
und im hassen überwinden
zeitgebunden ewig sein

zeit wird fest im sich ereignen
im mannigfachen ewigkeit
freiheit kommt im überwinden
allzu fester räumlichkeit

ich stoß mich immer noch im leben
das hiersein macht die ecken scharf
und zeiten fest im eigen werden
doch schaff ich dauernd ewigkeiten
im zeitlos freien wesensfall

es ist das leben das mich prägt
im hiersein und in träumerräumen
dort umzuschaffen was geschieht
hier wahr zu machen
was immer dort
mich treibt

(Copyright © 22. April 2015, Bernd Pol)

Dienstag, 21. April 2015

leben neu zu schaffen

hab dich aus der zeit gefischt
in netzen aus erinnerungen
eingesammelt was mir blieb
und was dich neu erschafft

in leeren stunden
selbst vergessen
wieder und wieder

wer du warst zu wissen
und wer du bist
um wieder zu sein
für ein wir
und ein uns
wie es das braucht
alltagesseits

wenn wir uns wieder
womöglich verlieren
ein hauptstück zu weit
in den leeren stunden

fischen wir neu in der zeit
und versenken uns wieder
erneuert erneut in
erinnerungsnetze
umgeschaffen
einzig ein
wieder
sein

(Copyright © 21. April 2015, Bernd Pol)

geschichte nah

wenn der boden sich erneut verteilt
in licht und licht gewesen sein
und über alledem dort still
und eng gebunden so ein
sanftes lächeln treibt
als hab es immer schon
auf dich gewartet
hier an diesem
wundervollen
zauberort

wenn alte glockenschläge treiben
neue stunden fest zu binden
über allem lauf der zeit
hinter klageliedern
und liebestänzen
leben pflanzen
tränenleicht
gehegt

wenn all dies ist
und wieder nicht
da du nur stehst
und spürst
all das

einzig nur nah

(Copyright 21. April 2015, Bernd Pol)

Montag, 20. April 2015

wunder treiben

es ist dann
wenn du wunder
treiben willst

dieser weg
liegt außer
deiner spur

und alles
eigen sinnig sein
hat sinnverlust
zur folge

rings um dies
existenz verlorne
welten nichts

treibt seelenlos
ein rettungsboot
im strudel von
gedankentrümmern

will alles einen sinn
und will ihn nicht
weil es nicht trägt

das wassertreiben
in hohlgedanken
wortgewaltig
aufgeschäumt

und doch
du glaubst
nur allzu oft
noch immer

allzu
zu gern

(Copyright 20. April 2015, Bernd Pol)

Sonntag, 19. April 2015

Déjà-vu

Das Licht geht nicht.

Wieder einer jener Träume. Das Licht geht nicht. Ein Déjà-vu. Man weiß, man träumt. Und man weiß, man hat so etwas schon einmal geträumt. Einmal. Viele Male. Man träumt.

Man. Da ist nichts, was Ich sein könnte. Nur man. Man träumt. Eigentlich zweimal man. Ein Träumer, ein Beobachter im Traum. Der wieder ist keine Person. Der weiß nur und verzeichnet und sorgt, vielleicht, dass beim Erwachen all das hier unvergessen bleibt. Déjà-vu: Aufwachen wird man, das ist gewusst, nur wann nicht und nur nicht wie. Und die Verfassung nicht, vielleicht ist man bis dahin längst schon tot.

Wer beobachtet wird, das ist der Andere. Nein, kein Anderer. Da ist kein Anderer. Nur geballte animalische Angst. Panik, die Gestalt gewinnt. Ein Tier mag sich so spüren. Die Haare aufgestellt, die Lunge keucht und alle Sinne stehen auf Alarm.

Das Licht geht nicht!

Das ist nicht wahr. Das Licht geht. Es lässt sich schalten. An und aus. Doch es leuchtet nicht, macht rein überhaupt nichts hell. Als ob lediglich ein Dunkel brennte und mittendrin, wo eine Birne hätte sein sollen, schwaches Glimmen, ein Glühdraht fast, aber auch kein bisschen mehr.

Hier ist nichts hell. Hier ist nur Schatten. Viel Schatten. Viele, lebende Schatten. Sie bewegen sich, der Körper spürts mit jeder Faser. Sie kommen auf dich zu. Die Angst verdichtet sich darin, wird Eigenwesen, ein Ich ganz eigener Art. Purer, Fleisch gewordener Instinkt. Handeln bleibt da nur, vielleicht, und ganz aus sich heraus.

Es ist einer jener Träume. Der Beobachter weiß, was nun geschieht: Das Licht geht nicht. Schalter aus, Licht aus. Das zumindest geht. Die Schatten sterben ab. Ein wenig Luft, für einen Augenblick, denn die Angst, sie bleibt. Im Finstern ist kein Leben möglich.

Schalter ein. Nichts. Dann, quälend langsam, Birnenglimmen. Und die Schatten wieder. Aber so wie das Glimmen diesmal anders lebt, leben auch die Schatten neu, sind nicht  Bilder nur aus Finsternis. Das scheint zu leuchten, Eigenwesen, bedrängt bedrängend, Dunkelscheinen. Lichtertreiben, das sich selber frisst.

Und das rückt näher. Unaufhaltsam wie es scheint. Und doch ist es lediglich die Angst. Schließ die Augen, spür: Alles springt an seinen angestammten Ort.

Der Ort, auch so ein Déjà-vu. Der Beobachter weiß, was hier ist, was hier zu sein hat, obzwar all das wieder unbenennbar ist. Ein Kellerraum möchte das sein. Und dann auch wieder nicht. Ein Kinderzimmer, alt erinnert: Schrank, Bett, ein Mobile darüber, das früher schon zur Nacht am Leben fraß. Und selbst das dann wieder nicht: ein Treppenhaus, voll gestellt mit unerklärt verbotenem, Tabu beladenem Schrank- und Truhenkram. Rühr das nicht an! Es frisst dich auf!

Das Tier steht starr, fest gebannt vor eine Treppenhöhle. Ein Dunkelpfad ins Nichts. So soll das sein. Auch wenn der Beobachter weiß: Das führt hinaus aus diesem Traumgeschehen. Endlos fort ins Nichts. Stufe über Stufe, die jede nur für sich sein wird. Stufe über Stufe wachsende Angst. Ein Treppengang ins Paniksein. Und doch, man muss gehen. Es gibt keinen anderen Weg.

Denn das Licht geht nicht. Hinten drängen immer neue Schatten. Und vorne löst der Stufenweg sich auf, falls nicht sofort Entscheidendes geschieht. Da gibt es kein Vermeiden. Nur nicht die Augen schließen! Die letzte Hoffnung, sie treibt sogleich in absolutes Dunkel fort.

Das Tier aber steht gebannt, erstarrt, gelähmt. Wie löst man sich, wenn kein Glied zu rühren geht? Auch wenn der Beobachter weiß: Es ist ganz einfach. Dreh dich. Heb den fest geklemmten Arm. Duck dich. Spür die Kraft, wie sie wächst im Augenblick. Tu was! Dreh dich! Dreh dich um!

Ja, dreh dich. Wenn es nur ginge. Aber da gibt es nicht die aller schwächste Kraft. Da rührt sich nichts. Alles begraben wie unter einem Berg aus Sand, Treibsand, unentrinnbar eingezwängt, eisenfest gefügte Folterbänder.

Es keucht, das Tier. Fühlt die letzte Schwäche näher kommen. Tod liegt in den Schatten.
Das Licht geht nicht!

Kein Licht? Nein! Das kann, das darf nicht sein!

Das wird nicht sein. Der Beobachter weiß. Man muss die Schatten kommen lassen. Auch wenn jede Faser sich dagegen sträubt.

Es ist ein Déjà-vu. Es war schon lange da. Und es wird wieder sein. Lass sie kommen, die Schatten. Dreh dich! Kämpf! Und saug es auf, ihr Dunkellicht. Spür, wie es sich ausbreiten will in dir. Doch du bist du, mehr als nur animalische Angst. Gib nach! Wehr dich!

Dreh dich! Das Licht geht nicht? Und wenn schon. Denk nicht! Nimm den Arm endlich raus! Duck dich! Die Treppe ruft. Spring!

Und dann ist Licht. Allein noch Licht. Schmerzendes, scharfes, überwältigend weißes Licht. Das Tier jagt über Treppenstufen. Panik pur. Es geht zu Ende.

Zu Ende? Ein Déjà-vu. Es war. Es wird wieder sein.

Verzeichnet noch im Erwachen – der Beobachter weiß: Wieder, immer wieder, Traum.

(Copyright © 19. April 2015, Bernd Pol)

Samstag, 18. April 2015

flammen denken

denkend hier durch flammen gehen
wo im mitschaun blitze schießen
quer zum allgewohnten sein

wie es innen trägt
von tag zu tag

aufschießen verfliegen
zeichenhaft vertilgt
aus lebensglut

sich entzünden lassen
weitab von gedankenstrenge
welten schaffen
welten brennen
weltenasche
werden lassen

dasein vor den scheiterhäufen
abgelebter wissensschätze
wie ein phönix immer neu
im wesensbrand ersteht

träumen zwischen flammenspitzen
wegelagern über glut
handeln unter überhitze
ausgekühlter übermut

von tag zu tag
wie es innen trägt
lebendig feuertreiben gehn

(Copyright © 18. April 2015, Bernd Pol)

Montag, 13. April 2015

tagesnahe sein

den tag mach ich in mir erwachsen
wenn hier ein morgen mich durchtränkt
mit reinem licht aus wiederträumen
und weiterlieben frisch geformter zeit

ein amsellied hat mich gelehrt
den tag in fülle zu beginnen
dann wenn die farben überfließen
aus ihrem zarten ersten grau

hab ich den morgen aufgesogen
mitsamt verlornen abendträumen
einverleibt und umgewandelt
und aufgeputzt in neues sein

hab mir ein lächeln eingeboren
lebensvoll vertraut bezeugt
im stillen nahen näher bleiben
im schweigen tagesnahe sein

(Copyright © 13. April 2015, Bernd Pol)

Dienstag, 7. April 2015

knospentreiben

das gibt es
ein leben macht dich stumm
und jeder tag füllt
all dies sein
zur neige

nur da sein noch
den wind durchziehen lassen
allen augen blick
gemeinsam zu
ertrinken

warten dass hier
kirschenblütenknospen platzen
zwischen gras und
himmelsblauen
auf gestellt

gibt es das
einen allmachtsfrühling noch
mit dir im arm
und knospen
fürs jahr

(Copyright © 7. April 2015, Bernd Pol)