Donnerstag, 25. Oktober 2018

titanentreiben

es ist das rot in den kesseln der erde
lebendige hitze die zum gestalteten treibt
ein echo ist es aus frühesten tagen
die rot waren und dauernd
und lebensbereit

lange schläge
vom innern des werdens
feste haut wie
seifenblasen an grenzen
brechenden seins
bricht auf und vertreibt
zum wiedersinken
in zeitenschöpfenden
lebenden brei

es sind die schreie im wiedergebären
wo äonengetriebene reste älteren seins
zusammenfinden in eines geworfen
roh noch und wachsend
aus erinnerter zeit

und doch ist ein leben schon vorab gezeichnet
die spur zum erkennen versprechens weit
ein wimpernschlag nur über blasigen häuten

und doch vielleicht
ein kurzes
ende treibender zeit

(copyright © 25.10.2018, bernd pol)

Freitag, 19. Oktober 2018

urvertrauen

lauschen
spüren
schweigen

stille wärme trinken
durch alle lebensporen

leben saugen
aus aller fülle

das gewisse ungewisse
den schritten schenken

denn was lebendig kommt
will unzerplant
an und mitgenommen sein

(copyright © 19.10.2018, bernd pol)

Donnerstag, 18. Oktober 2018

aus wirklichkeiten lieben

es ist dies nebeneinander gehen
dies lieben auf je eigenen bahnen
dies zusammen sein ohne überfordern
dies eigen sein in gemeinsamkeit

wo auch die träume
mitunter grundverschieden sind
und die geheimnisse
besser unentdeckt verbleiben
genügt doch noch

ein vertrauter augen blick
und das leben ist eins
in reicher verschiedenheit

ich kann nicht versprechen
keine erwartungen zu hegen
aber da sein in unsrer welt
und einfach lieben bei allem

was kommt über
stunden und jahre und tage
das wünschen und das wollen
letztlich trägt dieses lieben
wirkliches sein

(copyright © 18.10.2018, bernd pol)

Dienstag, 16. Oktober 2018

schöpfungstage

leere
stille
licht

ein stein fällt
ein stein wie eine taube
ein stein fliegt
ein stein wie eine taube

eine taube im licht
fliegt durch stille
und die leere
bricht auf

und an den grenzen der welt
sitzt das alte kind
und spielt mit dem staunen

und die stille wächst
in die fülle
aus leben
frei kindlicher welt

fängt die taube
hält den stein auf
steckt die stille
ins leere zurück

und greift sich das licht
und wendet sich um

zur gegliederten welt
zur schöpfung
zur arbeit

zum kindlich erwachsenen
lebendig treibenden
ursprünglichen schein

bis zum nächsten
liebend erspielten
erschöpfungstag

(copyright © 16.10.2018, bernd pol)

Montag, 15. Oktober 2018

herbsteinbinden

der wein wird bunt
für ein paar tage
winkt das jahr good bye

jetzt über wälder schweben können
bevor das laub endgültig zerfällt
und die leichtigkeit genießen
in der letzten goldenwärme

nochmal letzte sommerreste atmen
nochmal fern von schatten sein
nochmal würzluft inhalieren
nochmal still in wärme baden

erinnern sammeln für
die schwereren tage
und freude tanken

zum lieben in
gut geheizten
überlebensräumen

(copyright © 15.10.2018, bernd pol)

Freitag, 12. Oktober 2018

hymne

du bist mir zum berühren schön
ein leiser blick
ein kuss auf  fingerspitzen
ganz still
grad im vorübergehn
ein haben
ohne zu besitzen

ein zartes aufeinanderstürzen
gerade so als ob noch morgen wäre
ein halten unter freudeblitzen
und wieder gehn in sanfter schwere

dich spüren auch aus heller ferne
ein stiller blick im horizonteleben
als ob bald wieder abend wäre
mit wärme bis zum morgensein

beinah besitzend auch
einander haben
vorübergehend eines sein
ganz sachte
küssend über fingerspitzen
mit leisem blick
bleib du bei mir berührend schön

(copyright © 12.10.2018, bernd pol)

auch eine konsequenz

es bedarf ein ruhig sein
ein lauschen und ein wiedergehen
von wegen die gemeinsam trennend sind

es braucht ein spüren über regeln
es braucht lebendiges zusammen sein
es braucht wärme auch im widersprechen
es braucht geduld beim heilen machen heilen lassen

ein lieben auch in widersprüchen
ein konsequentes zwischengehen
ein zu sich selber treu zu stehen
ein mitgetroffen sein bei widerschlägen

die welt ist nicht so heil und eins
wie wir sie gerne leben würden
und ist sie manchmal freundlich dann
kann sie uns dennoch tief verletzen

bei allem doch es hilft
ihr freundlich zu begegnen
in den zwischenzeiten die
ein wenig stillen atem bringen

ein lauschen und ein miterleben
sich neu zu wappnen vor
allfällig neuen kämpfen

im lebendigen zusammen sein
trotz allem lieben können
im tatkräftigen erbarmen

(copyright © 12.10.2018, bernd pol)

Mittwoch, 10. Oktober 2018

erfüllung

das ist die leichtigkeit der dinge
das ist das ungeheuere lieben
das ist die unendlichkeit des denkens
das ist das einfache sein

das ist wenn du vor deinen füßen
einen wurm siehst oder ein zerfallendes blatt
und du verharrst das wunder nicht zu verlieren
den augenblick vom unbedachten schritt

das ist unter dem himmel der wolken und sterne
und du fühlst dich mit aller welt eins
und du weißt du bist mehr als staubkorn
du trägst die welt in dir und umfängst das sein

das ist bei geschlossenen augen
wenn du den wind spürst oder wärme und kälte
und du siehst in dir dieses treiben ins weite
der wege um dich und in deiner welt

das ist weil es ist
und weil es dein teil bleibt
und weil du es lebst in gemeinschaft

in liebe mit menschen
und sternen und
ewig treibender zeit

(copyright © 10.10.2018, bernd pol)

Montag, 8. Oktober 2018

gezweifel

und dann mal wieder der zweifel
darüber wo diese verse stehen
im gesamtgewand heutigen schreibens
und zu lesen und wieder zu wissen

das passt im grunde
so gar nicht hier her

nein nicht die lust am lamentieren
treibt das oder an sinnlosigkeiten
des schreibens so oder anders

aber

meine welt
ist nicht
anderer welt

und sie wird untergehen
wenn die wörter mit mir
irgendwann zu schweigen
beginnen vor belanglosigkeit

aber

bis da wäre es
doch folter
die welt nicht mit
worten zu malen
und die liebe
nicht zu besingen
wo sie hier lebt
und immer neu
werden muss um
menschen willen

dennoch

der zweifel bleibt
wem nutzt es wenn
der gesang über
erden und wasser
ungewusst ungelesen
am ende verhallt

es ist das leben das
ein schreiben treibt
auch unter fremden
andersworten

(copyright © 8.10.2018, bernd pol)

Samstag, 6. Oktober 2018

es ist die zeit

es ist die zeit ums fühlen zu wissen
das was du weißt auch zu erspüren
trennen zu können zwischen böse und gut
mit wissen und können in wirklichkeit

es ist die zeit die welt zu verstehen
das was du hast auch zu erfassen
vereinen zu können was ist und gehört
bereichernd weiter zu geben ungereut

es ist die zeit menschen zu lieben
die die du siehst akzeptieren können
nur dass dies da ist ohne selbstaufgabe
annehmen und ablehnen ganz ohne hass

es ist die zeit das leben zu lernen
das was du bist gemeinsam bestehen
unter vielen mehr als ein teil zu sein
wie geben und nehmen welten erschafft

es ist die zeit
schon lange gewesen
es ist die zeit
die wieder verrinnt

diese eine notwendige zeit

(copyright © 6.10.2018, bernd pol)

Dienstag, 2. Oktober 2018

lebensmut

ich steh in widersprüchen
und finde meinen weg nicht mehr
aus angst vor den sümpfen
unklar gemachten weltendenkens

manchmal hilft es
die augen zu schließen
und all die welt
still geschehen lassen

manchmal aber auch
ist es besser
wirklichkeiten
weiter zu denken

immer aber braucht es beides
das schauen und das augen schließen
das spüren und das weiter denken
und das wissen ums wachsen

dann nehm ich allen mut
und schaff mir meinen
eigenen weg hier um
und über widersprüche

denn was letztlich zählt
ist leben
und die liebe zur welt

(copyright © 2.10.2018, bernd pol)