Samstag, 28. Februar 2015

Morgenzorn

Ein Leuchten schwebt gerade in der Welt
und macht es schwer, den Morgen ganz zu fassen.

Was soll mir all das Licht, wenn anderwärtig
so vieles Blut im Dunkel ungespürt verströmt,
wenn das Stöhnen, wenn die Schreie,
vor den Kameras verhallen,
weil nicht gezeigt sein darf,
was Bürgerglauben stören kann?

Hier aber blendet frühe Sonne meinen Schmerz
und lässt mich zweifeln am Lieben in der Welt.

So gerne würd ich allerorten
all dem Gesinnen und Todestreiben
Einhalt gebieten mit Zaubermacht …

Allein …

Der Arm wird mir lahm schon beim Besinnen
und die Zunge vermag keinen Zauber auszuformen.

Nur tief drinnen streitet unstillbarer Zorn
mit einer viel zu verlockenden Morgensonne.

(Copyright © 28. Februar 2015, Bernd Pol)

Donnerstag, 26. Februar 2015

gedankenschweife

wenn hier die gedanken schweifen
wie die blicke innenwärts
und in allem diese augen schauen
unter reiner sonnenzeit

da ruhen dürfen
wo dies lächeln lebt
was auch immer anders war
erinnernd neu erwachsen lassen

heut in dir sein
schauen teilen dürfen
und lebenszeit die war
gemeinsam schöpfen
in sonderheit

im jetzt all das sein
in meinen deingedanken
durchgeflossen
stetig sein

einesteils geworden
getrennten wegs geeint
gemeinsam ewig weit

innenwärts gedankenschweifen
auswärts lebenträumend sein

(Copyright 26. Februar 2015, Bernd Pol)

Mittwoch, 25. Februar 2015

wieder neue euphorie

heut möcht ich mich in träumen baden
ein freuen nehmen für die zeit
sonnen bergen in der brust
und sterne überleben

hab hier ein leben überladen
unzählig viel zu einer welt
in eins geliebt gelebt erfahren

feuersamt mir überzogen
glüht dies eine noch
was eingeträumt
unausgeborgen
leben führt

weltenspuren hab ich mir gelegt
unter feuerrädern treibt
das gären weiter
durch die zeit

immer während
dauer haft

lebens
liebe

(Copyright © 25. Februar 2015, Bernd Pol)

Montag, 23. Februar 2015

ein kalter frühlingstraum

ich hab mich
glaube ich
zwischen schatten eingezwängt
und nun
unrettbar eingekeilt
sing dem frühling ich ein lied

es ist so eisig
zwischen dunkelwänden
treibt ein wünschen mich
nach blütenluft und sonnenfarben
und frühem hummelbrumm im märz

aus erstem nektar
wieder kräfte ziehen
die klammer sprengen

um augen hirn und herz
ein jahr zu schaffen
das lieben lohnt

(Copyright © 23. Februar 2015, Bernd Pol)

vergänglichkeit

hier ist die welt schon wieder müd
die sonne wälzt sich trüb im horizont
und hinter mir steigt träger nebel auf

ein altes feld trägt blasse stoppeln
und nass im weg sträubt sich allein
grau etwas gras dem rest vom jahr

weit vorn ein alter mann mit hund
trifft bald die blasse sonnenscheibe
im schlussgesang von ein paar krähen

ich aber geh
und suche hier

deine spur vom
vergangenen jahr

(Copyright © 23. Februar 2015, Bernd Pol)

Donnerstag, 19. Februar 2015

gedenkzeit

es ist die zeit in der
verborgen leise träume treiben
wie winternebel über
eingeiste weiher

die zeit in der sich
rufe bäumen dort am rand
vergehender leben
unvernommen

es ist und es ist zeit
hier erinnern einzupacken
in sorgfalt warm und
stoßgesichert

nur manchmal still in
treuen nächten unterm mond
ist hinzuschleichen zeit
zum lauschen

(Copyright © 19. Februar 2015, Bernd Pol)

Mittwoch, 18. Februar 2015

Albgedenken

Ist hier Schweigen eingezogen
über Stock und über Stein
hat sich Lauschen fort gelogen
über weit uraltes Sein.

Schauen zieht wie wilde Tiere
vom Dunkel über Lagerfeuer,
den Pelz gerückt, dass nichts erfriere,
im Atem kalter Ungeheuer.

Ein Schritt von fremden Ausgeburten,
ein Atemhauch von hinten her,
Versinken droht in tiefen Furten,
Gegeister treibt im Übermeer.

Im Angesicht ein Grauen lesen,
Riesen wälzen Berge um,
hinter Bäumen Wendewesen
und Innenleben bleiben stumm.

Ein Alb macht hier den Atem schwer,
ein X-Cubus erstickt den Schrei,
Versäumtes treibt im Dämmer her,
Zerliebtes bricht aus Tiefen frei.

Wildgetier im Sprung erstorben,
Winterwesen überstarrt,
Langgestirne fort geworben,
Menschensteine eingenarrt.

Die Bilder schlagen Purzelbäume,
nichts wird, was zu deuten bleibt,
Leere füllt die alten Innenräume,
Schweigen, welches einsam treibt.

Im Letzten bist du fort gestorben
im Sehnen nach zerstreutem Licht,
bleibst altem Leben ausgeworben
dauerblind fremd im Angesicht.

(Copyright © 18. Februar 2015, Bernd Pol)

Dienstag, 17. Februar 2015

bin …

Bin ein Kreis mit offenem Ende,
bin die Schlange, die anderer Schlangen Schwänze umfasst,
bin ein Korn in unzähligen Stäuben
bin ein Ring, der Myriarden von Sternen umgreift.

Bin vielleicht hier und zugleich wieder dort,
bin bei dir und in andern Menschen,
bin ein Leben aus den dunkleren Räumen,
bin gefunden, ungesucht, ungewollt.

Bin verraten, bin verloren, bin verkauft,
bin, was ich bin, in anderen Augen.

Bin geborgen, bin umsorgt, bin erlaubt,
bin, weil ich bin, im doppelten Traum.

Bin einzig hier im ewigen Kreisen,
bin still und schau dem Sternenvolk nach,
bin getrost unter ständigem Zweifeln.

Bin, weil du lebst,
und bleibst dennoch nah.

(Copyright © 17. Februar, Bernd Pol)

Freitag, 13. Februar 2015

Ein Abschied

Hab mir gerade mal
den Winter ausgetrieben,
so im Blick darauf,
wie hier Grünes treibt.

Leichtsinnig das, wo
doch noch immer Frost
gar nicht so weit
in Gruben lauert.

Doch ich lausch und
rede mit Blüten tief
im vorletzten Schlaf.

Diese Träume mit dir
zu teilen und aller Welt
ein Trotzdem reichen,

weil doch der Winter geht,
bevor er wachsen will.

(Copyright © 13. Februar 2015, Bernd Pol)

Dienstag, 10. Februar 2015

Wieder einmal weltenvolles Zweifeln

Ich bin in diesen Tagen wieder
ganz von alleine überfordert
und alle Zeit verschwindet sonst wohin.

Wo wär ich, würde nicht ein jedes Jahr
mich neu mit Unbekanntem überhäufen
so dicht, dass kein Verstecken lohnt?

So geh ich in mich, lass mich ausprobieren,
wo jeder Schritt ein Abenteuer ist.

Ein Weg zu mir vielleicht, nach all den Jahren,
von tausend Zielen wird es vielleicht eins.

Ich geh mich wieder selbst verlieren
und lass mich finden im Gedicht
und all die Stunden, unumwunden …

Auf tausend Spuren –
anders kann ich nicht.

(Copyright © 10. Februar 2015, Bernd Pol)

Mittwoch, 4. Februar 2015

Was es gibt

Was es gibt –

Wolken, die sich im klaren Morgenhimmel färben.
Rauhreif auf noch immer schneefreien Wiesen.
Eine Amsel im Birnbaum vor dem Arbeitsfenster.
Und eine Katze, die geduckt vorüber streicht.

Ein Morgen, wie schon lange keiner war.
(Nicht zuletzt, weil ich die Morgenzeit zumeist verpasse.)
Und ein Tag, der Schaffensmut verspricht.

Und dann nicht zuletzt ein Umarmen
und ein allerliebster Morgengruß.

Was es gibt – meine Welt hier und dich …

(Copyright © 4. Februar 2015, Bernd Pol)