Mittwoch, 30. November 2011
ein klarer vormittag
so klar war schon lange kein vormittag mehr
an den halmspitzen der jungen saat
glitzern tropfenlaternen im flachen licht
und alles trieft noch schwere nebelnässe
darüber aber am westhorizont
lassen an bergkämmen sich bäume vereinzeln
und auf dem wolkengebirge im osten
zum greifen nah ein scheinbares schneefeld
auf dem sich jeder einzelne fahrer unterscheiden ließe
gäbe er sich denn zu erkennen
aber so dauert das nicht
ein wimpernschlag nur
schau weg - die bäume im westen
verschwinden schon wieder im dunst -
schau hin
da quillt nur noch alltäglich ordinäres gewölk
unter all dem aber
sehnt sich noch immer
nach all solcher klarheit
dieses kaum anzusprechende sein
so war lange kein vormittag mehr
so bei aller klarheit
so schwer zu zu verstehen
im norden aber durchs astnetzgewirr
scheint noch ein himmel
fast jungfräulich blau
© Copyright: Bernd Pol, 30. November 2011
Sonntag, 27. November 2011
warum nicht warten
warum ist es doch immer wieder so
dass man einfach nicht warten kann
auf etwas was im leben ohnehin
im grunde niemals wirklich
eintreten mag
manchmal ist so verzweifelnd alles da
was bei all dem wahrscheinlichlich sein
einfach nicht lebbar
in wirklichkeit
hinüberwächst
und wie über all dem die zeit verwächst
und wirklichkeiten weiterspinnen
dann wenn es kommt
vielleicht doch
wird all das am ende
dennoch nicht wieder
wirklich wahr
© Copyright: Bernd Pol, 27. November 2011
Donnerstag, 24. November 2011
Nebelnähe
Manchmal geschieht es
im Morgennebel so wie heute,
dass dir von hinten ein Mensch begegnet,
sagen wir, eine Joggerin,
und auf Schulterhöhe
unversehens
ungemein vertraut ist
und doch wieder
zunehmend fremd wird
wie sie als Schatten
nicht weit vor dir
im Dunst verschwimmt.
Und du weißt plötzlich,
wie so ein Nebel
die Welt groß macht,
bleibt sie nur
nahe genug
bei dir.
© Copyright: Bernd Pol, 24. November 2011
Mittwoch, 23. November 2011
waerme – licht – glück
heut treibt wieder
wärme
in den tag
strömt erstes licht
ein leises glück
wenn heute wieder
menschen
freundlich
um mich sind
© Copyright: Bernd Pol, 23. November 2011
das war so ein tag
das war so ein tag
der nichts löst
mit kopfschmerz am morgen
und frühem katarrh
und uneingelösten
arbeitsversprechen
das war so ein tag
der nicht hilft
einen alleine lässt
unter den menschen
unfähig
tätig zu sein
so ein tag aber auch
im unverhofften
nachmittag-abend
sonnengesang
noch etwas wärmende nähe
leises sehnsuchtsversprechen
zu kurz
als die sonne ging
im glutfeuer in den bäumen
war das längst wieder kalt
und ein einsames rad
drehte die flügel
inmitten der letzten
verlöschenden glut
das war so ein tag
der nichts hält
wo nie etwas versprochen war
und nicht löst
was dauerhaft unlösbar scheint
und doch
dieser einzige warme moment
in der beginnenden glut
hat diesen tag
bedeutend
gemacht
© Copyright: Bernd Pol, 23. November 2011
Donnerstag, 17. November 2011
zwielicht
zwielicht breitet sich heute
unter den tag
wollte die sonne schon
beinahe schatten werfen
so ist sie doch nur
noch ein blassweißer kreis
zwischen nebeldunklen wolkenfetzen
und die graue wand rückt immer näher
doch das lebt
ein bussardpärchen lässt sich scharf und schwarz
in aller ruhe unter dem grau
nach süden treiben
und ich merke da erst
dass mir heute die krähen fehlen
in der jungen saat
was solls - mir bleibt
noch immer diese nahe
gemeinsame wärme
für den restlichen tag
© Copyright: Bernd Pol, 17. November 2011
Montag, 14. November 2011
freudemorgen
dies ist ein morgen den ich mag
wenn im november
durch den nebeldom
ganz sacht ein bisschen purpur dringt
und ich horche hinaus
und es treibt ein stilles freuen
herüber von jenen
die ich heute noch mag
in ferner nähe
könnt ich die sonne verzaubern
dort hin wo
so ein stilles vertrauen
durchs morgenschweigen
so ein lautlos gemeinsames sprechen
in einem erwächst
dies ist so ein tag
dem man vertraut
und ich lasse mich
jetzt
ganz still
auf ihn ein
© Copyright: Bernd Pol, 14. November 2011
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