Montag, 6. Mai 2013

Ein Bilderbuchmorgen


Ein Morgen ist das heute wieder
gerade wie aus einem Bilderbuch —
der Nachbar hat die Rasenwüste blank gemäht
und frühe Tulpen trinken hier
vor dem Verblühen erste Sonnenstrahlen.

Die Drossel hat längst ausgesungen
und im Unkraut lauert eine späte Katze.
Ein Hund bellt fern und klingt schon heiser
und über allem liegt der Lärm
der allzu nahen Stadt.

Ich will dennoch an Bilderbücher glauben,
dieses Träumen trag ich in mir fort —
ich stell mich in den Kirschenblütenregen
und rette rasch noch eine späte Schnecke
ganz heimlich vom Zertrampelweg.

Die Katze hat das Lauern aufgegeben
und auch der Hund ist fern verstummt
und sanfter Wind treibt Blätterschatten
und über alledem schwebt eine Lerche,
die draußen in den Feldern singt.

Ich lieb die bunten Bilderträume,
lass still mich auf die Sonne ein,
leg mich neben ungemähte Kräuter —
ich will nur einfach Frühling sein.

Ein Bilderbuch ist dieser Morgen —
ein Träumetag soll draus erwachsen.
Vielleicht sind es auch Wunderzeiten
die zärtlich sanft vorüberstreichen.

Im Grunde ist mir all das gleich —
Sonne werd ich weiter trinken
und den frühen Lichtertulpen
schau ich beim Verblühen zu.

(Copyright © 6. Mai 2013, Bernd Pol)

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