Samstag, 1. Dezember 2018

wir vergänglich dauerhaft

weil jeden tag das jahr schon wieder
immer viel zu schnell verfliegt
und das staunen mit sich nimmt

dass es noch immer
dich und mich
und uns

gewachsen unverändert neu
bekannt und voll geheimnis
bei und für einander gibt

und jeden tag
find ich uns neu
im aus erleben
alt geschaffnen
frisch bekannten
unerwartet seins

jedes jahr an jedem tag schon wieder
wächst uns das leben gemeinsam
staunenswürdig dauernah

(copyright © 1.12.2018, bernd pol)

Donnerstag, 22. November 2018

runderneuernd

vielleicht genügt es

einen ersten schritt zu machen
wenn der letzte fast vorüber ist

und

ein leben geht vorüber
immer fast ohne ende

noch

gleitet die welt unter mir
zwischen traum und schweben

diesen ewigen moment
verschenke ich gerne

erneuernd erneut

(copyright © 22.11.2018, bernd pol)

Sonntag, 4. November 2018

herbstnächte wieder

es sind die nächte
in denen der herbst um sich greift
und den schlaf frisst
im blättersturm vor den fenstern

da treibt dich das verlangen
nach schlaf und nach leicht sein
und die sehnsucht ruhe zu finden
vor dem fortschritt zerfallender zeit

und du lächelst trotzdem
über die kindlichen wünsche
nach gesundheit und reichtum

oder weisheit unbekannter art
die über der klugheit nur immer

die liebe vergisst und
die einigkeit der zeit

dort in den nächten ohne ruhe
wo schmerzen dich wach halten
und die unruhe des herzens
körperlich und übertragen

erfolglos die sehnsüchte treibt
nach dem gar zu einfachen
bedenkenlosen kinderleben
unendlich vertrauenden seins

und dann dennoch hier
vor den fenstern der wind
und die blätter die fliegen
von haufen zu haufen

im ewig gleichen sinn des
lebens vergangener jahre

nimmst du das herz warm in die hand

um es weiterzureichen wie in den
liebeszeiten am anfang der welt

nur das lächeln zählt dann
und das ganz sein im
nächtlichen herbst

(copyright © 4.11.2018, bernd pol)

Donnerstag, 25. Oktober 2018

titanentreiben

es ist das rot in den kesseln der erde
lebendige hitze die zum gestalteten treibt
ein echo ist es aus frühesten tagen
die rot waren und dauernd
und lebensbereit

lange schläge
vom innern des werdens
feste haut wie
seifenblasen an grenzen
brechenden seins
bricht auf und vertreibt
zum wiedersinken
in zeitenschöpfenden
lebenden brei

es sind die schreie im wiedergebären
wo äonengetriebene reste älteren seins
zusammenfinden in eines geworfen
roh noch und wachsend
aus erinnerter zeit

und doch ist ein leben schon vorab gezeichnet
die spur zum erkennen versprechens weit
ein wimpernschlag nur über blasigen häuten

und doch vielleicht
ein kurzes
ende treibender zeit

(copyright © 25.10.2018, bernd pol)

Freitag, 19. Oktober 2018

urvertrauen

lauschen
spüren
schweigen

stille wärme trinken
durch alle lebensporen

leben saugen
aus aller fülle

das gewisse ungewisse
den schritten schenken

denn was lebendig kommt
will unzerplant
an und mitgenommen sein

(copyright © 19.10.2018, bernd pol)

Donnerstag, 18. Oktober 2018

aus wirklichkeiten lieben

es ist dies nebeneinander gehen
dies lieben auf je eigenen bahnen
dies zusammen sein ohne überfordern
dies eigen sein in gemeinsamkeit

wo auch die träume
mitunter grundverschieden sind
und die geheimnisse
besser unentdeckt verbleiben
genügt doch noch

ein vertrauter augen blick
und das leben ist eins
in reicher verschiedenheit

ich kann nicht versprechen
keine erwartungen zu hegen
aber da sein in unsrer welt
und einfach lieben bei allem

was kommt über
stunden und jahre und tage
das wünschen und das wollen
letztlich trägt dieses lieben
wirkliches sein

(copyright © 18.10.2018, bernd pol)

Dienstag, 16. Oktober 2018

schöpfungstage

leere
stille
licht

ein stein fällt
ein stein wie eine taube
ein stein fliegt
ein stein wie eine taube

eine taube im licht
fliegt durch stille
und die leere
bricht auf

und an den grenzen der welt
sitzt das alte kind
und spielt mit dem staunen

und die stille wächst
in die fülle
aus leben
frei kindlicher welt

fängt die taube
hält den stein auf
steckt die stille
ins leere zurück

und greift sich das licht
und wendet sich um

zur gegliederten welt
zur schöpfung
zur arbeit

zum kindlich erwachsenen
lebendig treibenden
ursprünglichen schein

bis zum nächsten
liebend erspielten
erschöpfungstag

(copyright © 16.10.2018, bernd pol)