Donnerstag, 22. Oktober 2015

herbstlaubimpressionen

da gesellen sich zu den letzten früchten am baum
letzte farben wie ein wieder aufblühen im sturm
tätige liebe dies aus verlöschenden leben
damit ein da sein wächst und wieder trägt
nach lebendigem ruhen im frost

unerstarrt tief im gemeinsamen werden
solcher schlaf der ganze welten trägt
und ein reifen für ein neues knospen
und ein lieben im urgrund aller welt

komm bleib
in meinem arm
lass uns die wunder spüren
auch wenn sie fast unsichtbar sind

(copyright © 22.10.2015, bernd pol)

Montag, 19. Oktober 2015

mondgedenken

der mond hat sich aus der nacht verloren
auch wenn die wolken nicht gewesen wären
ich hätt ihn wohl gespürt in achtsamkeit
nur leider war ich heut nicht für ihn da

nun sitzt er hinterm horizont
und grummelt
weil er umsonst da oben stand
irgendwann
als anderes lieben bei mir war

ach mond
du bist mir dennoch lebensnah
und hast mir manches lieben hier begleitet
sanftmütig trägst du meine welt
ach mond

ich geh auch nicht die wolken schimpfen
die mir dir sterne noch verbergen
mir reicht schon dass ich weiß
mit sicherheit gerade

sie sind bei allem nah

(copyright © 19.10.2015, bernd pol)

Samstag, 17. Oktober 2015

lebensrhythmen einzubinden

ich werd mir durch die erde rillen ziehen
und samen legen einer großen liebe
dass sie den winter überdauert und
stärker noch treibt im kommenden jahr

mein dank soll sie düngen
und freude sie wärmen
und leichter schnee
ihre ruhe decken
dass kein frost
sie erreicht

einstweilen wollen wir winterschlaf halten
eingeschmiegt in wärmende höhlen
unsere träume verfolgen in wahrhaftigkeit

denn das ist was zählt
dieses heutige lieben
und das vertrauen
auf morgen
und unsere saat

(copyright © 17.10.2015, bernd pol)

Mittwoch, 14. Oktober 2015

sicherheiten

bin mal wieder in die zeit gefallen
oben drauf und zwischen durch
damit du mich aufs neue fängst
in deiner leichten ewigkeit

wenn nicht dauern möchte
was unfassbar geschieht
und jeder tag aufs neue
ein stück vom dasein ändert

und du stehst allein
und grübelst wer du bist
und überhaupt – warum
und nichts hat vor dir bestand

wie gut da aus der zeit zu fliegen
und eine strecke ewig eines sein
sich im vertrauen neu erfinden
gemeinsam für ein wieder sein

(copyright © 14.10.2015, bernd pol)

Dienstag, 13. Oktober 2015

frühherbstmorgen nach durchwachter nacht

ich bin noch hier für ein paar stunden
der herbst wirft morgensonne durch den wilden wein
und auf der wiese liegen raureifreste

bis dann der mittagsschatten kommt
mag ich am fenster kinderstaunen
die welt ist kalt und bunt auf ein paar tage

doch meine wachen wunderstunden
sind hier schon länger vorgezählt

bald kommt der schlaf
und dann die nacht

(copyright © 13.10.2015, bernd pol)

Montag, 5. Oktober 2015

lebens zeichen

tage gibts
da würd ich lieber levitieren
so ein schweben über aller wirklichkeit
da wo sie schmerzhaft ist und
all gedanken raubend

nächte gibts
da würd ich leben tauschen
auf verdacht ein stilles andersein
wo vergangenes sich leichtet und
zukunft wesen löst

es gibt die abende dazwischen
und die morgen vor der welt
mit wirklichem im traum
und träumen lebensweit

reich mir die hand
lass mich dein dasein spüren
fühl ich nur wieder deine haut
sinkt mir dein frieden ein

tage gibts
die werden wahr
und nächte fortgeschlossen
und was ich bin
ist abend und morgen
in einem
wir und du

(copyright © 5.10.2015, bernd pol)

Donnerstag, 24. September 2015

morgentrauen

ich will aus dir den zauber fühlen
einer jeden neuen morgen nacht
das was uns war und wieder ist
was neu gefangen werden will
im erinnernden vertrauen
in unauslöschbarem licht

es ist ein wunder
wenn menschen leben
im getrennt gemeinsamen sein

und der tag wird gut

(Copyright © 24. September 2015, Bernd Pol)

Samstag, 19. September 2015

aus einander leben

es ist
und ich bin
von fern so nah
im fühlen eins mit dir

spüren wie du bist
im augenblick und was
beides hier gemeinsam hält
und sich bewegt ganz unsrerseits

es ist
und du bist
ein teil von mir
unfassbar dauerhaft

leben

(Copyright © 19. September 2015, Bernd Pol)

Donnerstag, 17. September 2015

teilen

bin auf dem weg die welt zu teilen
in einen berg der gleich berührt
und jenes meer das an ihn brandet
wo brecher die gewöhnung höhlen
und jeder abrutsch neue wahrheit zeigt

bin auf dem weg die wahrheiten zu teilen
zwischen dir und mir und all der welt
all das mir auf meinen berg zu schaffen
und zusehn wie ein meer sich langsam
unter ihrem gleiten füllt

es liegt am denken solches teilen
und am fühlen wahrheit zu gewinnen
dass uns die berge wachsen
und jeder horizont sich weitet

mit und auf und weiter teilen
und spüren wie die welt
bei allem unerschöpflich bleibt

(Copyright © 17. September 2015, Bernd Pol)

Dienstag, 7. Juli 2015

chancen einer endlichkeit

ich bin in einen kreis geboren
geworfen aus nichts in endlichkeit
vom leben die und von der liebe
und vom wirken in eingegrenzter zeit

wenn es gelingt
lässt sich er sich brechen
der kreis
an den enden des seins

dann hebt sich im auftrieb
diese dauernde liebe
im menschen sein
vielleicht zum
ewigen flug

(Copyright © 7. Juli 2015, Bernd Pol)

Dienstag, 30. Juni 2015

tagtreiben

lass mich treiben
durch diesen tag
find ich allein wohl
keinen gangbaren weg

das ist wenn die alten krücken versagen
im tiefenschlamm aus vergehender zeit
treibt ungelöst das alte fragen auf
wo zweifel tief hinunter zerren

führt auch kein strom
zum abendufer weiter
und ist zum schwimmen
alles viel zu zäh

es hilft vielleicht das treiben lassen
immer dem strohhalm hoffnung nach
falls knapp doch eine liebeshand
den kopf vor dem versinken wahrt

so treib ich heut
im urvertrauen
weil da ein ufer ist
und unhinterfragt

vielleicht sogar ein weg
durch solchen sumpf

mit dir

(Copyright © 30. Juni 2015, Bernd Pol)

Sonntag, 28. Juni 2015

rückschau

da bin ich dich
über die zeiten
suchen gegangen
und der weg war
ewigkeiten weit

von schritt zu schritt
ein ferner werden
näher kommen
eines sein

dein leben würd ich gern verstehen
und unser so geworden sein
wie es sich zeigt im dauergehen
dreh ich mich einmal um
ein kleines stück nur
dich wieder neu zu sehen

ist das auch nicht ohne gefahr
hältst du mich noch
wenn ich da falle

(Copyright © 28. Juni 2015, Bernd Pol)

Samstag, 27. Juni 2015

was in träumen wichtig ist

hast du am tag dich schon
in meine träume geschlichen
und mir die augen geöffnet
für deine immer
neue welt

meine nächte will ich
so aus dir füllen
und all dem was
mein träumen
aus den tagen
mir von dir
neu beschert

gäbe es dort dann noch
dieses haut an haut gefühl
diese welten wären
perfekt für mich

so aber halt ich dich
auf dieser seite
der träume fest
für diese nacht und
jeden kommenden tag

so schleichst du mir nicht
mehr so leicht aus meinem traum
am tag den und
den jeder nacht

(Copyright © 27.06.2015, Bernd Pol)

Freitag, 26. Juni 2015

lebensvergessen

ein schmaler ring aus bittergras
umzieht hier einen seelenteich
in dem ein alter vollmond sich
längst nicht mehr spiegeln mag

was einst in ruhe silbern lag
die welt in spiegelfarben fing
die weisheit hat es aufgegeben
nur schaum noch aus erinnerung

das leben in fetzen
ein lumpengeschick
muss kleiden was
eben prunkvoll noch
selbstverständlich war

tief im kern treiben noch
kindheitsgeschichten
und holen sich ihr heute ein

ein weg führt dort zur oberfläche
ein lächeln ganz von fern in
diese lebenszeit

da erbarmt sich
altgeschehen
immer neuer
einsamkeit

ein kind ruft hier
nach mutterküssen
in alten leben
findet sich ein 
treues lächeln
das noch immer
wieder hilft

(Copyright © 26. Juni 2015, Bernd Pol)

Donnerstag, 25. Juni 2015

neu vertrauen lernen

ich hab mich über nächte
in diesen tag gerettet
und er versprach mir
dieses mal freundlich
mit mir zu sein

nun geht die sonne mit
dem blühen zur welt
und ein wenig hinkt
mein wollen noch immer
dem hinterher

so lehne ich mich
ins grüne zurück
und warte

dass jemand das blühen
lächelnd durchdringt
die welt zu umarmen

und mich dazu
ungefragt
einfach
so

(Copyright © 25. Juni 2015, Bernd Pol)

Mittwoch, 24. Juni 2015

halbschädelhöllen

es ist der tag der schwarzen feuer
zwischen den schläfen
zünden noch die plosionen der nacht
blitznebeln gleich

ein schrei
weigert sich
zu verklingen

denn hier ist kein nichts

in höllenzeiten
trommeln die feuer
im innern der schläfen
einen tag in stechende nacht

wild funkelnde schleier
beim blick in den morgen
haben die güte genommen
und selbst letzter liebe zum licht
spitzige feindschaft gebracht

in die schatten getrieben
eine zersprungene welt
im aufruhr mit letzten
übrigen resten von zeit

was immer die schwindel noch hält
in diesem abglanz des seins
im zerleben aus chaos
ein unausgemachter
überspitzt rasend
denkender schleim

ihr die ihr eintretet
lasset alle hoffnung fahren
auch wenn im zerspringen der zeit
weit her so erfahren
ein sänger kommt
der sich vielleicht
nicht wieder umwenden mag

(Copyright © 24. Juni 2015, Bernd Pol)

Dienstag, 23. Juni 2015

konsequente rede

ich wollte ich könnte einfach leben
und meine rede wäre nichts als

ja ja
nein nein

mein denken anderen überlassen
und meine schmerzen gleich mit

nein nein
ja ja

ein kind wollte ich sein in behüteten räumen
auf ewig nur spielen und spielen und sein

ja ja

die welt zöge über mich hinweg
was ginge sie mich da an

nein nein

so einfach wär das kein leben für mich
nein
so leichthin komm ich wohl kaum davon
nein
selbst im falle der nicht sichtbarkeit
ja
die welt bleibt
einfach ich
einfach mein
alles in allem
ganz einfach
ungemein
komplex
ja

in einfachheit so weiter leben
und die rede lernt diesen raum
zwischen ja ja
und nein nein

wo zuweilen ein schwindel lebt
ja ja

nein nein
in wahrheit
hoffentlich
dennoch

ein ja

(Copyright © 23. Juni 2015, Bernd Pol)

frühsommerspätgedanken

in diesem grauen sommereinerlei
geht mir die gute grille flöten
und das lied von ihr
das mag ich nicht

da lauern all die altgespenster
eines längst vergebenen seins
tropfnass in modergräben
das denken zu erschrecken

der kopf hat sich da verschworen
und schlägt in gewesenem koppheister
verdreht was war zu schreckgirlanden
und was ist verliert sich hier
in einerlei gemischtes nichts

es ist nicht dass da keine sonne wäre
nur dass sie sich nicht halten lässt
da wird nur scharf was dumpf gewesen
was vielleicht war wird tief real
und schneidet scharf das heute ein

ein nichts zu sein trägt es nicht länger
gespenster wollen wirklichkeiten
und diese wieder fliehen
ins eingebildet sein

lässt einerlei sich nicht entwirren
bleibt nur der weg zur nächsten nacht
und hoffen auf die gute fee
die drinnen neue wege baut

(Copyright © 23. Juni 2015, Bernd Pol)

Samstag, 20. Juni 2015

ein helden träumen

mir sind zurzeit die hände voll
von ungeformtem leben wollen
einen lehm such ich bei mir
die eine wahre welt zu schaffen

das ist woraus die helden sind
von denen keine lieder singen
ohne blutseen die und
ohne listigkeit

die still die meere quer durchsegeln
stürme voll genau wie stürme fern
ganz ohne den betrug den großen
der die lauten singen macht
den die gebeugten scheu bewundern
die im staub die eignen spuren
kaum wissen mögen um sich nicht
beim umsehn zu verlieren

komm lass mich einen spiegel bauen
der dort die welt von vorne zeigt
wie sich die wege neu vereinen
in wunderknoten eingebunden
so ein immer neues suchen
so sehr ein schaffen
so trauer zeugen

auf jedem schritt
ein neues sein
und still ein
heldenlied

doch stehts nicht gut um heldenklänge
längst ist das große singen stumm geworden
es trägt im alten menschensehnen
kein lied mehr durch die feuernächte
wo mütter nach den kindern schreien
und träume rauch geworden sind und trümmer

wo helden wieder waffen tragen
stirbt die liebe samt vernunft
und was längst begraben schien
zerstört die herzen und die hirne

ein wunder bleibt was menschen tragen
wo weltenleben jahreweise sterben
alles mühen in die welt gebaut
liegt in staub und schmerzen

sinnlos die welt und menschenfern
weil helden wieder waffen tragen
ahnungslos und klagetaub
und in flammen eilt die zeit
zu neuer alter barbarei

wenn da nicht einhalt wird

durch menschensein
und menschenhand

ich habs nicht so mit alten helden
wenn mir die hände wieder brennen
beim greifen in allzu alten lehm

es ist nicht bloß das waffen tragen
mit dem sie falsche helden machen
ist waffen schaffen in den köpfen
ist waffen fördern mit profiten
ist jenes denken in konflikten
wie man immer und immer
wieder uralt helden schafft

die hände spannen mir und brennen
kühlen will ich sie mit frischem lehm
mir gänzlich neue leben schaffen
ein andrer held für eine anderwelt

menschen braucht es
keine helden
stille hände
weltenschöpfer
neuen lebenssinn zu finden
menschenganz und liebevoll
und vergebensfähig sein

da liegt ein werk für beide hände
ein anfang für ein neues sein
ein wesenswandeln ohne ende
fern allem alt verbrauchten schein

küss helden auf die andre wange
bevor du sie auf beide schlägst
nimm ihren kündern stift und feder
schmelz ihnen auch die tastaturen
unter den tauben fingern ein

und schließlich mach
dass keine helden
nötig sind

von den lauten nicht die
sich im geschrei verkünden
lassen als retter des alten
eins im betrug und feuer werfen
eines im raub von menschenhirnen
des still gelebten wirklich seins

so in der welt
so in den köpfen
so im leben
so im ganzen sein

und wieder doch
küss den held hier
auf beide wangen du
und schlag ihn nicht
da wo er wirklich ist
das einzig seine schafft
das vielleicht nur ihm gelingt
und dennoch sicher fest gebunden
im grunde der gewöhnlichkeit
dort wo werden neu gelingt
stets geduldig tag um tag
ein winzig kleiner schritt
zum leisen heldenflug

ganz still

ich hör als kind mich wieder lauschen
dort wo die grünen halme wachsen
und der himmel blau sich weitet
wolkenzart dem boden eins
den leib umschließt und
eine seele über blumen
schweben lässt und
über zauberwälder

ganz still

ein held zieht da auf wunderrössern
der nicht mal käfer stört auf seinem weg
und oben weit in wolkenschlössern
bei feen leben zu erreichen strebt

und immer sind es dritte söhne
kaum tauglich für die wirklichkeit
die zauberwesen finden und
in unschuld jedes lebenselixier
verschenken für ein wenig liebe
verletzlich stets und rasch betrogen
von gar zu gut bekannten helden
der viel zu lauten lebenswelt

wenn da nicht ein wunder kommt
wenn –
nein es kommt so nicht

ganz still

das kind träumt auch in alten köpfen
trägt seine weisheit ungeboren
noch immer schweigend fort
bis du es hörst
hier oder gehst

ganz still

hier in den gängen unter der erde
oder in wolken aus regen und licht
oder wo die hände schaffen wollen
weil es sie drängt aus leben und lehm
welten zu formen die glücklich sind

und bleiben wollen

alle tage neu im
stillen helden
wunder leben
einfach nur

ganz still

(Copyright © 20. Juni 2015, Bernd Pol)

Mittwoch, 17. Juni 2015

fortschrittsbericht

war ins dunkel eingebrochen
meiner deiner unsrer nacht
zum träumen der und der
mit zweifel immer übervollen
wo gehen nur noch tasten war
und zufall finden überwand

hab dich im verlust gewonnen
geh im gewinnen fast entzwei
doch im vertrauen eingeboren
bleibt hoffen auf die anderzeit

licht soll werden über morgen
wege sollen sichtbar sein
und statt steinern abzusperren
grab ich mich in wolken ein

fühlen will ich tagesweise
kräfte sammeln für die nacht
die freundlichkeit darin erhalten
dich mich und uns dazu gestalten
hab ich altdunkel fort gebracht
zu träumestarker andersreise

(Copyright © 17. Juni 2015, Bernd Pol)

Montag, 8. Juni 2015

Dichters Klage unterm Hochnebel

Was könnte heute
doch für ein Tag sein,
mit Sonne satt
und tausend Versen.

Aber so drückt mich der Nebel,
der ganz hohe weit oben,
herunter ins Nichtssein,
ins geistlos dumpfe,
Kopf entleerte
Sinnenlose.

Da drängt sich alles aufzuschreiben,
zu singen vom Beisammensein,
zu übervoller Liebesrede,
zum Allweltleben,
tätig sein.

Doch dann genügt ein Fensterblick,
wie sich das Grün heut niederdrückt,
und alles Wollen flieht aus dem Gehirn:

Ich tät's so gern,
es will nicht glücken,
elendig Klagen nur
statt Weltenstücken.

Doch lässt sich's Dichten nicht vertreiben,
muss das in Versezeilen schreiben …

(Copyright © 8. Juni 2015, Bernd Pol)

Sonntag, 7. Juni 2015

neuer morgenaltgesang

habe mir heute die alten kleider neu genommen
um vertraut einzuwachsen in diesen tag
wie er sich aus vergangenem herüberschwingt
von einer leer durchwachten nacht

es schweigen wieder
altgespenster
dauerwispern scheut
zu lautes
tagesaußensein

muss mich nicht in alten kreisen drehen
heut morgen bin ich tages frei
und nehm mir in die offenen arme
was neu herüberkommt mit wachem sein
und sich anschmiegt
so warm durch meine
vertrauten alten
kleidersachen

auch wenn im hintergrund noch zweifel lauern
wenn ungewusst geahntes wirklich werden will
wenn du anders wirst statt nachtgeflüster
wenn tageswirken alte ängste überwächst

am wissen freue ich mich
in meinen alten kleidern
trag ich dich in
diesen einzig
hellen tag

(Copyright © 7. Juni 2015, Bernd Pol)

Samstag, 6. Juni 2015

Finden lassen

Du sagst, ich sollte mich versammeln gehen,
mal eines sein mit mir im Weltenkern
und mit Gewissheit mich
sicher finden lassen
hier von dir.

Ich finde mich immer an derselben Stelle,
weit über meine ganze Innenwelt verstreut.
Da ist es nicht schwer, mich neu zu treffen,
wenn man nur die Knoten in den Fäden
behutsam löst.

Die Orte sind mitunter gar zu weit
über meine Träume ausgebreitet,
aber was mich träumen will
bleibt mein und ich
in ihm.

Bleib nur treu bei mir
über unser eigenes Leben
bin ich ganz frei entfernt
am liebsten innig nah bei dir.

(Copyright © 6. Juni 2015, Bernd Pol)

Freitag, 5. Juni 2015

vom ende gesehen

ein liebesreisen hab ich mir gefunden
vom anfang in fernen beginnen
zu neuem dasein irgendwo
im noch ausstehenden schluss
um was dazwischen geschah
erneut mit dir zu leben

das reicht durch weite zaubernächte
über mühetage und sorgenwochen
miss und andere verständnisse
zum großen eins sein am
verschmolzenen ende
zum gewesen sein
in dauerzeit

ein leben will ich weiter durchgenießen
da wo aus vielen eines neu entstand
vom urprung ganz im ungewissen
zum endesein in einer hand

das ist als wollte lieben neu erwachen
mit jedem morgen in bewusster nacht
ein reifen hier in leichtem gleiten
ein leben unter wunderzeiten
wieder neu gemeinsam lachen
das still geteiltes zwei sein macht

(Copyright 5. Juni 2015, Bernd Pol)

Mittwoch, 3. Juni 2015

vergebener abend

ich hätt heut so gerne das wunder wieder gesehen
das von gestern als du gingst unterm licht
als du kamst unterm licht
als du gingst
als du kamst
und die wolken versanken im gold

doch wundern ist nicht zu vertrauen
denn dieses heut kamst du mir nicht
und das licht starb mir fort
hinter betrügenden wolken

das sehnen des tags
ist im graudunst ertrunken
als du nicht gingst
als du nicht kamst
und der himmel vermisste dein licht

es ist so schwer im sehnen zu leben
es war heut kein schaf in den wolken
dagegen komm ich nicht an

(Copyright © 3. Juni 2014, Bernd Pol)

morgentrauen

vertrauen hab ich in den tag gelegt
dass er leben bringe
und frische saat
um im heute ein morgen zu bestehen
das ein gestern werden muss

das war als die sonne sich
den tälern vermählte und
die gipfel aufschmolz
in wolkenstraßen

wo die frühen lerchen
mich ins fernweh trieben
bis sie in neues grün gefallen
verstummt ihr wahres leben trugen

und die sonne ließ die berge frei
den tag ausbrüten
wie er kommen soll
das heute aufs neue zu entfalten
in gestern und morgen zeit

(Copyright © 3. Juni 2015, Bernd Pol)

Sonntag, 31. Mai 2015

vergeblich gelebt

hab ich zu dem zu sagenden geschwiegen
und hab ich die taten nicht getan
die zu vollbringen waren
zu meiner zeit

hab geschrien
unter decken voll zorn
und wütende blitze geworfen
weitab ins ungesehene weltennichts

nur um zu sein
von innen her
ungehört und
unverstanden

die worte habe ich mir zurecht gebogen
und die stimme gescholten weil sie
nicht durchdringen wollte hinter die
mauern dieses einsamen innerwelt seins

wo die schreie
verhallten in
polstern aus
sanftigem samt

da war kein echo dem rufen geboren
weil es an bergen fehlte
von deren gipfeln
aufrütteln

in die zeiten
ging die mir den zorn
überlebten und mein inneres beben

(Copyright © 31. Mai 2015, Bernd Pol)

Donnerstag, 28. Mai 2015

Morgensehen

Dieser Tag könnte mir Kränze flechten
und ich ihm aus frühen Sonnenstrahlen
mit abgefallenen Blüten später Sterne
geschnitten mit frühem, scharfem Wind.

Nur welcher Art solche Kränze sind,
hat sich mir noch nicht erschlossen.
Es durchschwebt gerade ein Tauerhauch
hier meine Welt mit Zukunftsfurcht.

Das macht nicht das Licht in seinem Zauber
und machen deine Morgenaugen nicht
und nicht die frühe Wärme deiner Haut.

Denn wenn du gehst, ziehen hier Wolken auf.
Es ist, wenn eine Schwüle nach dem Atem greift
und klammern will, was sich womöglich ändert.

Komm, binde mir heut einen tröstenden Kranz,
der unser Morgen trägt und unser Jetzt.

(Copyright © 28. Mai 2015, Bernd Pol)

Dienstag, 26. Mai 2015

Bericht

Eine Geschichte würde ich so gerne erzählen,
die von dir, von mir, von Werden und Sein
und wie sie ständig neue Mühe brachte,
doch lebt im Glück ganz ohne Happy End,
weil, ein Ende soll hier längst nicht sein.

Das wäre, würden nicht die Worte fehlen,
das zu setzen, was dies alles trieb,
das Eins gewesen sein im Auseinander,
das Beieinander in tastender Fremde,
das immer neu verschmolzen sein.

Wäre da die Sehnsucht nicht,
die uns teilt im Überleben
und eint im Wissen umeinander
und den Wegen auf getrennten Seiten
neue Schluchtenstege zueinander baut.

Zu wissen, wer du bist, wäre neu Geschehen:
zu ahnen, wer du warst, in deinen Welten,
zu wünschen, wie du liebst, in vollem Sein,
zu leben, was du brauchst, in Dauerzeit.

Es ist, was war, ganz unbekannt geschehen,
doch wieder so vertraut ein gemeinsam Leben,
ganz in uns bewahrt und eingeschrieben,
ein Geschehen, erzählbar in Ernsthaftigkeit.

(Copyright 26. Mai 2015, Bernd Pol)

Samstag, 23. Mai 2015

gedenken

hab mich diesen tag zerfließen lassen
mit träumen einerseits und mit furcht
dass das morgen hier nicht trägt
was das heute versprach
an lebendiger zeit

mein leben speist sich aus deinem erinnern
aus dem was du erzählst was du mir bist
was ich erspüre was ich bin wir sind
eines für uns und für vieles die welt
im lieben eines im verlieren zu viel
schwer geworden ins jetzt und sein
was war und was ist und wird
im gewinn im verlust
nur geahnter zeit

hab den tag durchtaucht mit unserer zeit
fremdes sehnen mit lieben aus dir
und dem was wir werden und
was wir uns waren
vielleicht auch
zusammen
ein sein

(Copyright © 23. Mai 2015, Bernd Pol)

Dienstag, 19. Mai 2015

wortrecycling

ich will mir wieder die alten wörter
neu zu tragenden geweben binden
stränge drehen aus fein gesponnenem
und seen drunter legen aus silberfluss

welten mach ich neu erstehen
die es an keinem himmel gab
und höllen um darin zu leben
in hergebrachter dichterart

nein bremst mich nicht
ich möchte wörter kochen
bis aufs allerletzte fleisch
aus den freigelegten knochen
neu betonte bilder bauen
laute wieder klingen machen
weit über altes paradeis

die himmel will ich neu besiedeln
damit gewohntes wieder klingt
mit versen die wie engel fliegen
und doch aus alten knochen sind

(Copyright © 19. Mai.2015, Bernd Pol)

Samstag, 16. Mai 2015

wörterfallen

nach wörterfallen
sehn ich mich
wo sie wie mäuse
beim suchen nach speck
hängen bleiben
auf leerem
papier

das herz ist mir
mit geschichten voll
und das hirn schafft
pausenlos bilder
nur die finger wollen
in standhaftigkeit nicht
ihnen fehle das rechte gerät

darum brauche ich wörterfallen
und gedankenleim sie anzubinden
an ihren mir gehörenden ort
und viel, sehr viel papier
sie sicher dort zu halten
ohne jeden dauerschrei

denn das ist die angst
droht hier einmal die sprache
auszugehen im dauerdisput
nutzen auch die besten fallen
und der sicherste leim nicht mehr
weil die gefangenen wörter
ihr eigen klingen aufgeben
gedanken gelöst von mir

ich sehne mich so
nach wörterfallen
um die tage hier
lebendig zu halten
beim sprechen
über welten
mit dir

(Copyright © 16. Mai 2015, Bernd Pol)

Freitag, 15. Mai 2015

graugedanken

dies ist ein tagesgrau
hier wasserluft die
einem atem nimmt
und den kopf
den lebens
bildern
sperrt

da ist nicht einmal trübes denken
kein blitz traut sich aus grauem vor
und farbigkeit ist untergangen
im gestern heute nirgendwo

gespenster spielen heut gedanken
lebt das was gestern möglich war
und das was nicht vor langen zeiten
soll dich auf ewig nun begleiten
bleibst du des lichtes weiter bar
stumm gebannt vor alten schranken

ich muss mir neue sonne schaffen
aus urstoff grau und wesenlos
ein leben neu zusammen ballen
göttergleich und riesengroß

dann
zündet
vielleicht
neues leben
und treibt mir
unterdenken aus
zu einem klaren tag

(Copyright © 15. Mai 2015, Bernd Pol)

Donnerstag, 14. Mai 2015

Gras wachsen hören

Das Gras hat mir einen Gruß gesandt,
als ich es heut belauschen wollte
ob es auch wächst
und sich wohlfühlt
bei mir.

Sei zufrieden, dass es mich gibt,
hat es vernehmlich gesagt.
Und dann noch: Bitte
trample nicht herum
auf mir.

Das hat man nun davon
wenn das Gras wachsen hört:

Nichts als Klagen!

(Copyright © 14. Mai 2015, Bernd Pol)

Dienstag, 12. Mai 2015

energie zu hinterfragen

was die welt zu welten bindet
hab ich mich gefragt
und was mensch zu menschen

ein geheimnis seis
wurd mir gesagt und
sowas wie reine energie

aber dann bei licht besehen
war immer ein gemeinsam sein
und handeln dann wenn andre handeln
und handeln lassen aus dem eignen sein

was geschieht treibt dicht in wolken
in denen tausend wesen leben
und abertausend wege sich eröffnen
von denen beinah abertausend
niemals beschreitbar sind

das was ich bin schöpf ich aus anderm
und forme mir was hier geschieht
und gebe fort was angenommen werden mag

ganz verschieden das
auf tausend wegen
tausend wesen gleich

und doch ist seine münze eins
lässt sich benennen im geschehen

da steckt für mich die energie
doch ohne dasein in den tausend formen
lebt sie mir nicht in aller welt

ungebunden kann nicht sein
was im sein noch nichts bewirkt
doch wartend bis die welten reifen
bereitet sich gemeinsamkeit

zu wissen was da möglich ist
was ausbereitet zu ergreifen
zu schaffen mit geschenkten kräften

da scheint sie rein
als pure energie
und ist doch nie
lebenswirkend
für sich
allein

(Copyright © 12. Mai 2015, Bernd Pol)

weltenspüren

ich mag es dinge klingen hören
mit ohren sehen was dem auge fehlt
und mit allem sinnen dasein spüren
wie die welt sich durch und durch bewegt

ich mag hier um mein leben wissen
ists auch von allem nur ein teil
es bleibt doch mein mit allen seiten
und unverzichtbar jedem sein

ich träume mich durch sphärenklänge
mach all das wissen untertan
das menschenzeiten ausgegraben
menschennutzbar möglich ist

ich mag den klang in händen halten
will licht verzaubern aus der faust
wege bahnend über weltensümpfe
zukunftshalber erdenschöpfer sein

ein zauber ist es
der das trägt

weltenpfleger

du und wir
und ich

(Copyright © 12. Mai 2015, Bernd Pol)

Montag, 11. Mai 2015

selbst erkennen

bin in träumen groß geworden
mitten in der weiten welt
sind mir bilder zugeflogen
hat mich klingen hingezogen
was heut und morgen hält

hab mich im engen eingegraben
im speziell alleine sein
alles und auch nichts zu wagen
leben innen weit zu tragen
ist kein raum zu klein

wohl werden welten wieder stoßen
wohl wächst die weite ewig eng
wohl wird auch hier die zeit vergreisen
wohl müssen träume weiter reisen
wird bedrängtes wollen streng

dennoch stehe ich zum träumen
zum wünschen auf begrenzte zeit
im hiersein hinter festen mauern
die mir die bilder überdauern
reich ich hin und bleibe weit

(Copyright © 11. Mai 2015, Bernd Pol)

Samstag, 9. Mai 2015

Versteckspiele

Die Liebe hat mir die Schuhe gestohlen,
meinen Mantel als Tarnung entwendet
und sogar die dritten Zähne genommen,
nur um zu zeigen:

Gerade so
bin ich
für dich.

Es ist nicht wahr, dass ich im Hellen vergesse,
was im Dunkel unausgesprochen über uns lag,
oder die Wärme verleugne,
wie sie uns bindet,
allüberall.

Das ist ein Sein
zwischen den Tagen,
das so leichtfertig
Dauer verspricht.

Und doch, zu leicht fertig genommen,
aus der Mühe verschwindet
und aus der Welt.

Was wäre dies Lieben
ohne Dauerbemühen,
ohne tägliches Sorgen,
es käme zu nah.

Sie will sich verstecken
im Tag, diese Liebe,
will sich verkleiden aus mir
dass du errätst,
wer ich dir bin.

(Copyright © 9. Mai 2015, Bernd Pol)

zweifel treiben

wenn ich so manchmal mit schaudern
mich fremd in nächten allein mit mir finde
als ob ein alb der ins leben gewandert
mir brust und seele zerdrückt

wenn ich tags in nebelgebiete gebunden
irgendwo im sumpf aus gefühlen und furcht
einen weg mir suche in dauerzweifeln
vor jedem folgenden schritt

wenn ein lächeln versagt und kein erinnern
mich erreicht weil gesichter verschwimmen
aus der zeit gefallen und dem erleben
ausgeliefert in hilflosigkeit

wenn all das und noch einiges mehr
ein hier und ein dasein begleitet
ist es nicht doch welten möglich
ein leben aus erzaubertem glück

wär nicht das schreiben und reden
und das bauen seitwärtiger räume
wo neue türen sich öffnen
jedem wahrhaftigen wort

komm ich lade dich ein
in sicher leben gegründet
welten bezaubernd hier und da
lebendig gewordene zeit

(Copyright © 9. Mai 2015, Bernd Pol)

Freitag, 8. Mai 2015

Tageswunder

Ich hab mich heut wieder
Wunder schauen gelehrt:

Die Katze im Gebüsch am Rande der Straße
und die sterbende Hummel vor mir im Staub
und ein Kind, das die Unschuld beweinte,
und eine Blume, die zu trösten verstand.

All das ohne Wissen
und doch in der Einheit der Welt
und alles meins
und fordernd neu in tiefer Geduld.

Der Versuchung habe ich widerstanden,
die Hummel mit einem Tritt zu erlösen.
Und der Katze bin ruhigen Schrittes
allein mit den Augen ins Dunkel gefolgt.
Und dem Kind hab ich in erinnernder Trauer
seinen Schmerz ins wirkliche Leben gegönnt.

Die Blume aber,
die habe ich an mich genommen,
nicht weil ich sie wollte,
sondern weil du sie
hier brauchst.

(Copyright © 8. Mai 2015, Bernd Pol)

seelenschiff

war dein tag mir still geblieben
in wolkenmeere eingebettet
sanft und nah in jungem regen

ein seelenschiff
weit aus der welt

war alt vertraut ein augen blick
ein sehnen unterm leicht berühren
was leben aus den fernen treibt

ein seelenschiff
weit aus der welt

ich lass mich weiter in dir treiben
lass meinen tag aus zufall sein
ein wunderleben dir zu eigen

erinnern
bleiben
hier und
dein

ein seelenschiff hat uns getragen
über diesen stillen tag
ein reisen weit durch lebensfragen
was du bist und was ich mag

ein seelenschiff
weit aus der welt
heraus zu tragen

hier zu uns
dort hin
zu dir

(Copyright © 8. Mai 2015, Bernd Pol)

Mittwoch, 6. Mai 2015

lebenstage ewigkeit

tage gibt es
da will im lieben
kein ende sein

unter dem land
das du bewohnst
treibt leidenschaft
durch verborgene kanäle
wesensgleich
steigt baumlebenshaft
ein hier und nahsein auf
und fängt mein dasein ein

tage gibt es
die nächte treiben
für ewigkeiten

ein viele
leben
nah

(Copyright © 6. Mai 2015, Bernd Pol)

Dienstag, 5. Mai 2015

L(i)ebenserfahrung

Es gibt keinen Schutz vor
dem sich Verlieben
und keinen Weg heraus
als die Liebe selbst.

(Copyright © 5. Mai 2015, Bernd Pol)

trennungen

traurig bin ich
denn ohne dich
fällt zu viel
in stille
ungewesenes
hier ein

das ist wenn wände dort bilder bekommen
in schauerstreifen erinnerung treibt
unter wolken aus unmitgewusstem
gewissheit sich formt aus
anderen leben heraus
gegen ein sein
das nicht war
und doch

in allem ganz wirklich erscheint
geistergeträum und gespenstergefühl
wo es beinahe gewesenes frisst
in wellen aus inniger furcht

so viel mehr
hier vorhanden
möchte ich sein
in dir und
mit dir und
im wirklichen
ganz ohne scheu

(Copyright © 5. Mai 2015, Bernd Pol)

meereslieben

ich hab mich eben
zwischen die sterne geschoben
und meinen mund mit wolken gefüllt

ein wunder hab ich
unter den leben gesehen
und weinen in lächeln getauscht

steine hab ich getragen
mich in brechern gewälzt
bis zu kristallen geworden
sie durch die finger mir flossen

in den strand habe ich zeichen gelegt
mit muschelwerk über äonen
dass du leben bleibst
über die zeiten
und all das
dauernde
lieben

bei dir

(Copyight © 5. Mai 2015, Bernd Pol)

Mittwoch, 22. April 2015

schöpferflug

muss in zeiten mich versenken
um für ewigkeiten frei zu sein
zeitlos leben umzudenken
wesenhaft in vollem schein

hab mir träume aufgesogen
hab mir welten eingebogen
hab mir leben aufgezogen

hab geschehen fort gelogen

innenwelten sind mir räume
die mir zum betrachten dienen
zum bewegen über zeiten
über orte über welten
über allgemeinem lieben
über hassen im detail
und im hassen überwinden
zeitgebunden ewig sein

zeit wird fest im sich ereignen
im mannigfachen ewigkeit
freiheit kommt im überwinden
allzu fester räumlichkeit

ich stoß mich immer noch im leben
das hiersein macht die ecken scharf
und zeiten fest im eigen werden
doch schaff ich dauernd ewigkeiten
im zeitlos freien wesensfall

es ist das leben das mich prägt
im hiersein und in träumerräumen
dort umzuschaffen was geschieht
hier wahr zu machen
was immer dort
mich treibt

(Copyright © 22. April 2015, Bernd Pol)

Dienstag, 21. April 2015

leben neu zu schaffen

hab dich aus der zeit gefischt
in netzen aus erinnerungen
eingesammelt was mir blieb
und was dich neu erschafft

in leeren stunden
selbst vergessen
wieder und wieder

wer du warst zu wissen
und wer du bist
um wieder zu sein
für ein wir
und ein uns
wie es das braucht
alltagesseits

wenn wir uns wieder
womöglich verlieren
ein hauptstück zu weit
in den leeren stunden

fischen wir neu in der zeit
und versenken uns wieder
erneuert erneut in
erinnerungsnetze
umgeschaffen
einzig ein
wieder
sein

(Copyright © 21. April 2015, Bernd Pol)

geschichte nah

wenn der boden sich erneut verteilt
in licht und licht gewesen sein
und über alledem dort still
und eng gebunden so ein
sanftes lächeln treibt
als hab es immer schon
auf dich gewartet
hier an diesem
wundervollen
zauberort

wenn alte glockenschläge treiben
neue stunden fest zu binden
über allem lauf der zeit
hinter klageliedern
und liebestänzen
leben pflanzen
tränenleicht
gehegt

wenn all dies ist
und wieder nicht
da du nur stehst
und spürst
all das

einzig nur nah

(Copyright 21. April 2015, Bernd Pol)

Montag, 20. April 2015

wunder treiben

es ist dann
wenn du wunder
treiben willst

dieser weg
liegt außer
deiner spur

und alles
eigen sinnig sein
hat sinnverlust
zur folge

rings um dies
existenz verlorne
welten nichts

treibt seelenlos
ein rettungsboot
im strudel von
gedankentrümmern

will alles einen sinn
und will ihn nicht
weil es nicht trägt

das wassertreiben
in hohlgedanken
wortgewaltig
aufgeschäumt

und doch
du glaubst
nur allzu oft
noch immer

allzu
zu gern

(Copyright 20. April 2015, Bernd Pol)

Sonntag, 19. April 2015

Déjà-vu

Das Licht geht nicht.

Wieder einer jener Träume. Das Licht geht nicht. Ein Déjà-vu. Man weiß, man träumt. Und man weiß, man hat so etwas schon einmal geträumt. Einmal. Viele Male. Man träumt.

Man. Da ist nichts, was Ich sein könnte. Nur man. Man träumt. Eigentlich zweimal man. Ein Träumer, ein Beobachter im Traum. Der wieder ist keine Person. Der weiß nur und verzeichnet und sorgt, vielleicht, dass beim Erwachen all das hier unvergessen bleibt. Déjà-vu: Aufwachen wird man, das ist gewusst, nur wann nicht und nur nicht wie. Und die Verfassung nicht, vielleicht ist man bis dahin längst schon tot.

Wer beobachtet wird, das ist der Andere. Nein, kein Anderer. Da ist kein Anderer. Nur geballte animalische Angst. Panik, die Gestalt gewinnt. Ein Tier mag sich so spüren. Die Haare aufgestellt, die Lunge keucht und alle Sinne stehen auf Alarm.

Das Licht geht nicht!

Das ist nicht wahr. Das Licht geht. Es lässt sich schalten. An und aus. Doch es leuchtet nicht, macht rein überhaupt nichts hell. Als ob lediglich ein Dunkel brennte und mittendrin, wo eine Birne hätte sein sollen, schwaches Glimmen, ein Glühdraht fast, aber auch kein bisschen mehr.

Hier ist nichts hell. Hier ist nur Schatten. Viel Schatten. Viele, lebende Schatten. Sie bewegen sich, der Körper spürts mit jeder Faser. Sie kommen auf dich zu. Die Angst verdichtet sich darin, wird Eigenwesen, ein Ich ganz eigener Art. Purer, Fleisch gewordener Instinkt. Handeln bleibt da nur, vielleicht, und ganz aus sich heraus.

Es ist einer jener Träume. Der Beobachter weiß, was nun geschieht: Das Licht geht nicht. Schalter aus, Licht aus. Das zumindest geht. Die Schatten sterben ab. Ein wenig Luft, für einen Augenblick, denn die Angst, sie bleibt. Im Finstern ist kein Leben möglich.

Schalter ein. Nichts. Dann, quälend langsam, Birnenglimmen. Und die Schatten wieder. Aber so wie das Glimmen diesmal anders lebt, leben auch die Schatten neu, sind nicht  Bilder nur aus Finsternis. Das scheint zu leuchten, Eigenwesen, bedrängt bedrängend, Dunkelscheinen. Lichtertreiben, das sich selber frisst.

Und das rückt näher. Unaufhaltsam wie es scheint. Und doch ist es lediglich die Angst. Schließ die Augen, spür: Alles springt an seinen angestammten Ort.

Der Ort, auch so ein Déjà-vu. Der Beobachter weiß, was hier ist, was hier zu sein hat, obzwar all das wieder unbenennbar ist. Ein Kellerraum möchte das sein. Und dann auch wieder nicht. Ein Kinderzimmer, alt erinnert: Schrank, Bett, ein Mobile darüber, das früher schon zur Nacht am Leben fraß. Und selbst das dann wieder nicht: ein Treppenhaus, voll gestellt mit unerklärt verbotenem, Tabu beladenem Schrank- und Truhenkram. Rühr das nicht an! Es frisst dich auf!

Das Tier steht starr, fest gebannt vor eine Treppenhöhle. Ein Dunkelpfad ins Nichts. So soll das sein. Auch wenn der Beobachter weiß: Das führt hinaus aus diesem Traumgeschehen. Endlos fort ins Nichts. Stufe über Stufe, die jede nur für sich sein wird. Stufe über Stufe wachsende Angst. Ein Treppengang ins Paniksein. Und doch, man muss gehen. Es gibt keinen anderen Weg.

Denn das Licht geht nicht. Hinten drängen immer neue Schatten. Und vorne löst der Stufenweg sich auf, falls nicht sofort Entscheidendes geschieht. Da gibt es kein Vermeiden. Nur nicht die Augen schließen! Die letzte Hoffnung, sie treibt sogleich in absolutes Dunkel fort.

Das Tier aber steht gebannt, erstarrt, gelähmt. Wie löst man sich, wenn kein Glied zu rühren geht? Auch wenn der Beobachter weiß: Es ist ganz einfach. Dreh dich. Heb den fest geklemmten Arm. Duck dich. Spür die Kraft, wie sie wächst im Augenblick. Tu was! Dreh dich! Dreh dich um!

Ja, dreh dich. Wenn es nur ginge. Aber da gibt es nicht die aller schwächste Kraft. Da rührt sich nichts. Alles begraben wie unter einem Berg aus Sand, Treibsand, unentrinnbar eingezwängt, eisenfest gefügte Folterbänder.

Es keucht, das Tier. Fühlt die letzte Schwäche näher kommen. Tod liegt in den Schatten.
Das Licht geht nicht!

Kein Licht? Nein! Das kann, das darf nicht sein!

Das wird nicht sein. Der Beobachter weiß. Man muss die Schatten kommen lassen. Auch wenn jede Faser sich dagegen sträubt.

Es ist ein Déjà-vu. Es war schon lange da. Und es wird wieder sein. Lass sie kommen, die Schatten. Dreh dich! Kämpf! Und saug es auf, ihr Dunkellicht. Spür, wie es sich ausbreiten will in dir. Doch du bist du, mehr als nur animalische Angst. Gib nach! Wehr dich!

Dreh dich! Das Licht geht nicht? Und wenn schon. Denk nicht! Nimm den Arm endlich raus! Duck dich! Die Treppe ruft. Spring!

Und dann ist Licht. Allein noch Licht. Schmerzendes, scharfes, überwältigend weißes Licht. Das Tier jagt über Treppenstufen. Panik pur. Es geht zu Ende.

Zu Ende? Ein Déjà-vu. Es war. Es wird wieder sein.

Verzeichnet noch im Erwachen – der Beobachter weiß: Wieder, immer wieder, Traum.

(Copyright © 19. April 2015, Bernd Pol)

Samstag, 18. April 2015

flammen denken

denkend hier durch flammen gehen
wo im mitschaun blitze schießen
quer zum allgewohnten sein

wie es innen trägt
von tag zu tag

aufschießen verfliegen
zeichenhaft vertilgt
aus lebensglut

sich entzünden lassen
weitab von gedankenstrenge
welten schaffen
welten brennen
weltenasche
werden lassen

dasein vor den scheiterhäufen
abgelebter wissensschätze
wie ein phönix immer neu
im wesensbrand ersteht

träumen zwischen flammenspitzen
wegelagern über glut
handeln unter überhitze
ausgekühlter übermut

von tag zu tag
wie es innen trägt
lebendig feuertreiben gehn

(Copyright © 18. April 2015, Bernd Pol)

Montag, 13. April 2015

tagesnahe sein

den tag mach ich in mir erwachsen
wenn hier ein morgen mich durchtränkt
mit reinem licht aus wiederträumen
und weiterlieben frisch geformter zeit

ein amsellied hat mich gelehrt
den tag in fülle zu beginnen
dann wenn die farben überfließen
aus ihrem zarten ersten grau

hab ich den morgen aufgesogen
mitsamt verlornen abendträumen
einverleibt und umgewandelt
und aufgeputzt in neues sein

hab mir ein lächeln eingeboren
lebensvoll vertraut bezeugt
im stillen nahen näher bleiben
im schweigen tagesnahe sein

(Copyright © 13. April 2015, Bernd Pol)

Dienstag, 7. April 2015

knospentreiben

das gibt es
ein leben macht dich stumm
und jeder tag füllt
all dies sein
zur neige

nur da sein noch
den wind durchziehen lassen
allen augen blick
gemeinsam zu
ertrinken

warten dass hier
kirschenblütenknospen platzen
zwischen gras und
himmelsblauen
auf gestellt

gibt es das
einen allmachtsfrühling noch
mit dir im arm
und knospen
fürs jahr

(Copyright © 7. April 2015, Bernd Pol)

Montag, 23. März 2015

sehnen abstrakt

ich hatte mich über sterne gesehnt
weit hinter allerletzte sphären
wo alle zeit um mich verschwindet
im einzigraum alleine mit mir selbst

dort weitab von kälte und wärme
hab ich mich schweben sehen
allein ohne halt im hier
und im jetzt ging mir
das sehnen verloren

was soll mir all das jenseits der sterne
ich muss im tag an wände stoßen
muss spüren, wie die zeit zerfällt

wie soll ich immer glücklich sein
wenn nicht zeiten und nicht räume
mich fest gefügt durchgleiten

(Copyright © 23.März 2015, Bernd Pol)

Samstag, 21. März 2015

Erläuterung

Ich existiere in hundert Versionen
und jede ist einer anderen gleich
und doch in tausend neuen Facetten
immer ich und ich und du und Welt.

Ich habe mich in die Sonne gegraben,
Feuerwerke ganz aus Erde und Schein,
Monde zieh ich zum Träumevereinen,
sanfter, farbenumschleierter Stein.

Bin immer neu, will ich dir scheinen,
stets neu im Licht, in wandelnder Glut.
Ein Leben bin ich und nie ganz im Reinen,
fest wohl als Fels, doch nie auf der Hut.

Das Leben schabt mich zu tausend Facetten,
je eine Version für je einen Moment,
immer eine für dich und hundert für mich
auch wenn darunter der Rest sachte zerfällt.

Auf diesem Kern will ich in Farben erscheinen
ganz wie es immer die Strahlen vereint,
ein Leben mit dir in tausenden einen,
wechselndes Sein, das festen Grund meint.

(Copyright © 21. März 2015, Bernd Pol)

Freitag, 20. März 2015

schöpfergedanken

zwischen sonne und mond habe ich
mich in gezeiten verheddert
und nun häng ich im leeren
und alles will zerren an mir

ob sich ein wehren
gegen zerreißen
wohl lohnt oder
soll ich nicht
besser eigene
sonnen und monde
erschaffen

nur so als ausgleich
für die nöte der welt
um dem bewegenden wort
jenen platz wieder zu geben
den es auf erden verdient

wohlan denn
es werde
licht

(Copyright © 20. März 2015, Bernd Pol)

Dienstag, 17. März 2015

später krokus

ist ein licht in welken blütenfarben
so früh im jahr schon ein vergehn
so früh ein neu sich zu vergraben
ein letzter schein sich zu versehn

das jahr hat mir ein schauen eingeboren
und einen klang von innen her
ein wesenssingen welterkoren
lebensfärben erdenschwer

mich hat der winter scheu gemacht
ich mag an zartes nicht zu rühren
wenn farben laut begehrend rufen
schau ich nur still dem treiben zu

so sind die ersten bunten tage
so schwinden sie vor mir dahin
ein jahresleben ohne frage
tief umfasster erdensinn

(Copyright © 17. März 2015, Bernd Pol)

Montag, 16. März 2015

frühwelt vorgedanken

ein glühen treibt durch hinterstirnen
wie wenn die welt voll frühling wär
ein leuchten über den gehirnen
weltenwenden von weit her

das leben ist ganz still geworden
und treibt so ganz aus sich hervor
will sich die erde neu verorten
was sie im menschenfrost verlor

im menschenfrost
maschinenwinter
kalt erstarrte
schöpferhirne

was auch lebt
ist ausgesogen
formelträchtig
umgebogen

und wenn es doch
um menschen ginge
in zwischenwelten
wo zukunft lebt

das leben mag dabei nicht hassen
treibt seinen frühling durch die zeit
zum welten wirksam werden lassen

ist leuchten hier nicht aufzuhalten
im glühen wächst ein neuer mensch

in frühweltträumen
vorgestaltet

lebensmächtig
neugedacht

(Copyright © 16. März 2015, Bernd Pol)

Sonntag, 15. März 2015

Bärendenken

Ich bin mir selbst
nie recht der Bär gewesen
zu dem man mich
so namentlich bestimmte.

Bin nicht stark,
nicht schwer,
nicht voll im Fell
und kann den Jäger
nicht von selbst verjagen.

Doch Honig mag ich
und manchmal Winterschlaf,
den ausgedehnten
in Liebesarmen.

An Bäumen mag ich mich
schubbern mit Genuss
und brummen mag ich
und streiten wenn
mir einer meinen
Weltabschnitt
bestreitet.

Einzelgänger bin ich
mit Weltanschluss,
wo ich fischen mag
aus den Strömen der Zeit.

Ob es leicht ist,
dieses Dasein,
ich weiß es nicht,
und auch nichts
über die Schwere
so recht.

Aber es lebt sich
nach Bärenart gut
genug, mit Genuss
einfach nur hier
bereit zu sein.

Für etwas Honig vielleicht
oder einen ausgedehnten Schlaf
ganz nah bei anderem Pelz
in Bärenart zu träumen.

(Copyright © 15. März 2015, Bernd Pol)

wiederwald

einmal gabs hier stille wege
und dazwischen stand ein wald
raureif schmolz in sonnenflecken
und irgendwo rief fern ein reh

das war bevor der sommer kam
mit mückensturm und hektik pur
da als die welt zu brei zerlief
in den städten weit vor dem wald

und nun will schon wieder
frühling sein vor meinem bett
unter dem alleinsamen baum
der alleine einen wald vertritt

es ist so still in mir
beim ersten amsellauschen
und ich such in sommerlavaresten
nach eicheln vom vorletzten jahr

bäume möcht ich wieder pflanzen
rund um meine leisen wege
solche die mich überdauern
vom raureif bis zur sommerschmelze

und immer soll es eicheln geben
und immer wieder neue wälder
und immer wege die zum frühling führen
und immer amselspätgesang

dann bleib ich in den kissen still
und schick mir meine baumgedanken
irgendwo auf alte wanderwege
weitab vom lärm im wiederwald

(Copyright © 15. März 2015, Bernd Pol)

Mittwoch, 11. März 2015

lumpen übertragen

hab mich in gedankenlumpen
für heute maßvoll eingekleidet
jene die so lang schon lagen
dass sie im moder unbedingt
wiedergänger werden wollten.

hab lumpengedanken umgewälzt
hin und her die mühle durchgezogen
und jede faser einzeln abgeteilt
mit jeder andern wesenhaft
neu betrachtend angebunden

gedanken hab ich
durch und durch
zerlumpt gefunden
und doch voll würde
immer noch in sich
auf und ab getragen

es hält nicht mehr
das alte mürbe zeug
doch von einer zeit
zu irgend andrer zeit
missen mag ichs nicht

lässt es sich auch nicht auf dauer tragen
ein bild hab ich geschaffen aus blassen farben
und einen vorhang mir gemacht aus neugedanken
zum lüpfen ab und zu wenn mich sehnen treibt

in zauberzeiten
unter lumpen
auszuruhn

(Copyright © 11. März 2015, Bernd Pol)

Dienstag, 10. März 2015

Wie es nun mal ist

Ist nur ein kleiner Kreis im Warten,
dort wo kein gewusstes Hoffen reicht,
so unecht wie einst bei Spielzeugbahnen,
die immer wieder Zaubertunnel querten.

Das läuft und läuft
tut neu und
wieder neu
und wieder ganz
vergebens.

Ich aber hock am Rand
und kann den Blick
nicht wenden.

(Copyright © 10. März 2015, Bernd Pol)

Dienstag, 3. März 2015

im hoffen sein

das ist so es denn kommt
am meisten unerwartet doch
dem zweifel eingewünscht

all dem sein
eine dauer

die leben bleibt.

da sind all die einsam durchgrübelten tage
gespenster tief eingefinsterter nacht
verzeihen vertreibend
lieben geleert

auf zeit
kein schritt
kein weg
kein ziel
auf zeit

doch unerwartet ein wort
ein blick ein klang

ein licht aus
fremden augen
ein lächeln
ein da sein
einfach nur

und dauer die
leben bleibt

(Copyright © 3. März 2015, Bernd Pol)

Montag, 2. März 2015

morgenträge

soll ich mich raffen
so früh am morgen
auf und womöglich
gar zusammen

und falls ja wozu
wo doch keine sterne sind
und noch viel zu kalt
für frühe würmer

denn die amsel schweigt
schon wieder mal im jahr
unter der erde aber
regen sich schnecken

ich weiß nicht was
so ein morgen bringen mag
aber den mut dazu
bring ich noch auf

(Copyright © 2. März 2015, Bernd Pol)

Sonntag, 1. März 2015

Nachklang

Manchmal, so im frühen Morgen,
wenn die Nacht noch golden träumt,
da möcht ich mir die Zeit beschneiden,
dass sie nur das noch hält,
was hier wirklich war.

Manchmal möcht ich all die Zweifel
in einen See aus Urvertrauen leeren
und Liebessorgen weit
über alle Wolken werfen,
dass Winde sie zu Nichts zerteilen.

Manchmal, wenn heute ist,
was gestern so nicht war
und morgen wieder anders wird,

vielleicht

geb ich mich auf
und treibe …

Manchmal, so im frühen Morgen,
über Ort und über Zeit,
so völlig du,
so völlig ich.

(Copyright © 1. März 2015, Bernd Pol)

Samstag, 28. Februar 2015

Morgenzorn

Ein Leuchten schwebt gerade in der Welt
und macht es schwer, den Morgen ganz zu fassen.

Was soll mir all das Licht, wenn anderwärtig
so vieles Blut im Dunkel ungespürt verströmt,
wenn das Stöhnen, wenn die Schreie,
vor den Kameras verhallen,
weil nicht gezeigt sein darf,
was Bürgerglauben stören kann?

Hier aber blendet frühe Sonne meinen Schmerz
und lässt mich zweifeln am Lieben in der Welt.

So gerne würd ich allerorten
all dem Gesinnen und Todestreiben
Einhalt gebieten mit Zaubermacht …

Allein …

Der Arm wird mir lahm schon beim Besinnen
und die Zunge vermag keinen Zauber auszuformen.

Nur tief drinnen streitet unstillbarer Zorn
mit einer viel zu verlockenden Morgensonne.

(Copyright © 28. Februar 2015, Bernd Pol)

Donnerstag, 26. Februar 2015

gedankenschweife

wenn hier die gedanken schweifen
wie die blicke innenwärts
und in allem diese augen schauen
unter reiner sonnenzeit

da ruhen dürfen
wo dies lächeln lebt
was auch immer anders war
erinnernd neu erwachsen lassen

heut in dir sein
schauen teilen dürfen
und lebenszeit die war
gemeinsam schöpfen
in sonderheit

im jetzt all das sein
in meinen deingedanken
durchgeflossen
stetig sein

einesteils geworden
getrennten wegs geeint
gemeinsam ewig weit

innenwärts gedankenschweifen
auswärts lebenträumend sein

(Copyright 26. Februar 2015, Bernd Pol)

Mittwoch, 25. Februar 2015

wieder neue euphorie

heut möcht ich mich in träumen baden
ein freuen nehmen für die zeit
sonnen bergen in der brust
und sterne überleben

hab hier ein leben überladen
unzählig viel zu einer welt
in eins geliebt gelebt erfahren

feuersamt mir überzogen
glüht dies eine noch
was eingeträumt
unausgeborgen
leben führt

weltenspuren hab ich mir gelegt
unter feuerrädern treibt
das gären weiter
durch die zeit

immer während
dauer haft

lebens
liebe

(Copyright © 25. Februar 2015, Bernd Pol)

Montag, 23. Februar 2015

ein kalter frühlingstraum

ich hab mich
glaube ich
zwischen schatten eingezwängt
und nun
unrettbar eingekeilt
sing dem frühling ich ein lied

es ist so eisig
zwischen dunkelwänden
treibt ein wünschen mich
nach blütenluft und sonnenfarben
und frühem hummelbrumm im märz

aus erstem nektar
wieder kräfte ziehen
die klammer sprengen

um augen hirn und herz
ein jahr zu schaffen
das lieben lohnt

(Copyright © 23. Februar 2015, Bernd Pol)

vergänglichkeit

hier ist die welt schon wieder müd
die sonne wälzt sich trüb im horizont
und hinter mir steigt träger nebel auf

ein altes feld trägt blasse stoppeln
und nass im weg sträubt sich allein
grau etwas gras dem rest vom jahr

weit vorn ein alter mann mit hund
trifft bald die blasse sonnenscheibe
im schlussgesang von ein paar krähen

ich aber geh
und suche hier

deine spur vom
vergangenen jahr

(Copyright © 23. Februar 2015, Bernd Pol)

Donnerstag, 19. Februar 2015

gedenkzeit

es ist die zeit in der
verborgen leise träume treiben
wie winternebel über
eingeiste weiher

die zeit in der sich
rufe bäumen dort am rand
vergehender leben
unvernommen

es ist und es ist zeit
hier erinnern einzupacken
in sorgfalt warm und
stoßgesichert

nur manchmal still in
treuen nächten unterm mond
ist hinzuschleichen zeit
zum lauschen

(Copyright © 19. Februar 2015, Bernd Pol)

Mittwoch, 18. Februar 2015

Albgedenken

Ist hier Schweigen eingezogen
über Stock und über Stein
hat sich Lauschen fort gelogen
über weit uraltes Sein.

Schauen zieht wie wilde Tiere
vom Dunkel über Lagerfeuer,
den Pelz gerückt, dass nichts erfriere,
im Atem kalter Ungeheuer.

Ein Schritt von fremden Ausgeburten,
ein Atemhauch von hinten her,
Versinken droht in tiefen Furten,
Gegeister treibt im Übermeer.

Im Angesicht ein Grauen lesen,
Riesen wälzen Berge um,
hinter Bäumen Wendewesen
und Innenleben bleiben stumm.

Ein Alb macht hier den Atem schwer,
ein X-Cubus erstickt den Schrei,
Versäumtes treibt im Dämmer her,
Zerliebtes bricht aus Tiefen frei.

Wildgetier im Sprung erstorben,
Winterwesen überstarrt,
Langgestirne fort geworben,
Menschensteine eingenarrt.

Die Bilder schlagen Purzelbäume,
nichts wird, was zu deuten bleibt,
Leere füllt die alten Innenräume,
Schweigen, welches einsam treibt.

Im Letzten bist du fort gestorben
im Sehnen nach zerstreutem Licht,
bleibst altem Leben ausgeworben
dauerblind fremd im Angesicht.

(Copyright © 18. Februar 2015, Bernd Pol)

Dienstag, 17. Februar 2015

bin …

Bin ein Kreis mit offenem Ende,
bin die Schlange, die anderer Schlangen Schwänze umfasst,
bin ein Korn in unzähligen Stäuben
bin ein Ring, der Myriarden von Sternen umgreift.

Bin vielleicht hier und zugleich wieder dort,
bin bei dir und in andern Menschen,
bin ein Leben aus den dunkleren Räumen,
bin gefunden, ungesucht, ungewollt.

Bin verraten, bin verloren, bin verkauft,
bin, was ich bin, in anderen Augen.

Bin geborgen, bin umsorgt, bin erlaubt,
bin, weil ich bin, im doppelten Traum.

Bin einzig hier im ewigen Kreisen,
bin still und schau dem Sternenvolk nach,
bin getrost unter ständigem Zweifeln.

Bin, weil du lebst,
und bleibst dennoch nah.

(Copyright © 17. Februar, Bernd Pol)

Freitag, 13. Februar 2015

Ein Abschied

Hab mir gerade mal
den Winter ausgetrieben,
so im Blick darauf,
wie hier Grünes treibt.

Leichtsinnig das, wo
doch noch immer Frost
gar nicht so weit
in Gruben lauert.

Doch ich lausch und
rede mit Blüten tief
im vorletzten Schlaf.

Diese Träume mit dir
zu teilen und aller Welt
ein Trotzdem reichen,

weil doch der Winter geht,
bevor er wachsen will.

(Copyright © 13. Februar 2015, Bernd Pol)

Dienstag, 10. Februar 2015

Wieder einmal weltenvolles Zweifeln

Ich bin in diesen Tagen wieder
ganz von alleine überfordert
und alle Zeit verschwindet sonst wohin.

Wo wär ich, würde nicht ein jedes Jahr
mich neu mit Unbekanntem überhäufen
so dicht, dass kein Verstecken lohnt?

So geh ich in mich, lass mich ausprobieren,
wo jeder Schritt ein Abenteuer ist.

Ein Weg zu mir vielleicht, nach all den Jahren,
von tausend Zielen wird es vielleicht eins.

Ich geh mich wieder selbst verlieren
und lass mich finden im Gedicht
und all die Stunden, unumwunden …

Auf tausend Spuren –
anders kann ich nicht.

(Copyright © 10. Februar 2015, Bernd Pol)

Mittwoch, 4. Februar 2015

Was es gibt

Was es gibt –

Wolken, die sich im klaren Morgenhimmel färben.
Rauhreif auf noch immer schneefreien Wiesen.
Eine Amsel im Birnbaum vor dem Arbeitsfenster.
Und eine Katze, die geduckt vorüber streicht.

Ein Morgen, wie schon lange keiner war.
(Nicht zuletzt, weil ich die Morgenzeit zumeist verpasse.)
Und ein Tag, der Schaffensmut verspricht.

Und dann nicht zuletzt ein Umarmen
und ein allerliebster Morgengruß.

Was es gibt – meine Welt hier und dich …

(Copyright © 4. Februar 2015, Bernd Pol)

Donnerstag, 15. Januar 2015

erinnern losgelassen

und dann ist wieder einmal zeit
dass die wege trauer tragen
wie der specht vom letzten jahr
maden aus den rinden klaubt

ein jahr vorbei und dort
blieben unerkannte tage
einen gang zu vollenden
unter rotscharzem samt

hat hier ein zeichen trauer getragen
und hieß die erde stille stehn
und die sterne ihre plätze verlassen
und dem tag die sonne rauben

ein jahr gezogen durch dunkelscheinen
unter abgerissenen trauergängen
gedanken los gestalten voll

ein bild zu schaffen
im inneren raum

schon ist da zeit
dich endlich fort
zu lassen

(Copyright © 15. Januar 2014, Bernd Pol)

Mittwoch, 7. Januar 2015

Leben, grammatisch

Ich hab mich in den Zeiten geräkelt
bis hin zum Plusquamperfekt,
nur das Futur will nie so recht gelingen,
weil es dem Präsens widerspricht.

Da zieh ich mich halt
in meine Träume zurück
und schließe vor aller Grammatik
ganz leise von innen die Tür.

(Copyright © 7. Januar 2015, Bernd Pol)

Montag, 5. Januar 2015

Zustandsbericht

Bin lethargisch fortgedriftet,
wo man aktiv alleine bleibt:
nirgends sein und trotzdem wissen,
wie es der Welt ergeht.

Mag mich gerade zu gar nichts bewegen,
nur da sein, Innenbildern lauschen
und treiben lassen
wohin die Sonderwege gehn.

Dösen will ich und mir Welten schaffen
und wieder träumen wie immer es geht,
mit offenen Augen,
im inneren Sinn.

Wartet doch meiner bis mich
ein Auftauchen neu überkommt,
ganz still vielleicht, aber
bestimmt mit frisch gewachsener Kraft.

(Copyright © 5. Januar 2015, Bernd Pol)