Montag, 23. März 2015

sehnen abstrakt

ich hatte mich über sterne gesehnt
weit hinter allerletzte sphären
wo alle zeit um mich verschwindet
im einzigraum alleine mit mir selbst

dort weitab von kälte und wärme
hab ich mich schweben sehen
allein ohne halt im hier
und im jetzt ging mir
das sehnen verloren

was soll mir all das jenseits der sterne
ich muss im tag an wände stoßen
muss spüren, wie die zeit zerfällt

wie soll ich immer glücklich sein
wenn nicht zeiten und nicht räume
mich fest gefügt durchgleiten

(Copyright © 23.März 2015, Bernd Pol)

Samstag, 21. März 2015

Erläuterung

Ich existiere in hundert Versionen
und jede ist einer anderen gleich
und doch in tausend neuen Facetten
immer ich und ich und du und Welt.

Ich habe mich in die Sonne gegraben,
Feuerwerke ganz aus Erde und Schein,
Monde zieh ich zum Träumevereinen,
sanfter, farbenumschleierter Stein.

Bin immer neu, will ich dir scheinen,
stets neu im Licht, in wandelnder Glut.
Ein Leben bin ich und nie ganz im Reinen,
fest wohl als Fels, doch nie auf der Hut.

Das Leben schabt mich zu tausend Facetten,
je eine Version für je einen Moment,
immer eine für dich und hundert für mich
auch wenn darunter der Rest sachte zerfällt.

Auf diesem Kern will ich in Farben erscheinen
ganz wie es immer die Strahlen vereint,
ein Leben mit dir in tausenden einen,
wechselndes Sein, das festen Grund meint.

(Copyright © 21. März 2015, Bernd Pol)

Freitag, 20. März 2015

schöpfergedanken

zwischen sonne und mond habe ich
mich in gezeiten verheddert
und nun häng ich im leeren
und alles will zerren an mir

ob sich ein wehren
gegen zerreißen
wohl lohnt oder
soll ich nicht
besser eigene
sonnen und monde
erschaffen

nur so als ausgleich
für die nöte der welt
um dem bewegenden wort
jenen platz wieder zu geben
den es auf erden verdient

wohlan denn
es werde
licht

(Copyright © 20. März 2015, Bernd Pol)

Dienstag, 17. März 2015

später krokus

ist ein licht in welken blütenfarben
so früh im jahr schon ein vergehn
so früh ein neu sich zu vergraben
ein letzter schein sich zu versehn

das jahr hat mir ein schauen eingeboren
und einen klang von innen her
ein wesenssingen welterkoren
lebensfärben erdenschwer

mich hat der winter scheu gemacht
ich mag an zartes nicht zu rühren
wenn farben laut begehrend rufen
schau ich nur still dem treiben zu

so sind die ersten bunten tage
so schwinden sie vor mir dahin
ein jahresleben ohne frage
tief umfasster erdensinn

(Copyright © 17. März 2015, Bernd Pol)

Montag, 16. März 2015

frühwelt vorgedanken

ein glühen treibt durch hinterstirnen
wie wenn die welt voll frühling wär
ein leuchten über den gehirnen
weltenwenden von weit her

das leben ist ganz still geworden
und treibt so ganz aus sich hervor
will sich die erde neu verorten
was sie im menschenfrost verlor

im menschenfrost
maschinenwinter
kalt erstarrte
schöpferhirne

was auch lebt
ist ausgesogen
formelträchtig
umgebogen

und wenn es doch
um menschen ginge
in zwischenwelten
wo zukunft lebt

das leben mag dabei nicht hassen
treibt seinen frühling durch die zeit
zum welten wirksam werden lassen

ist leuchten hier nicht aufzuhalten
im glühen wächst ein neuer mensch

in frühweltträumen
vorgestaltet

lebensmächtig
neugedacht

(Copyright © 16. März 2015, Bernd Pol)

Sonntag, 15. März 2015

Bärendenken

Ich bin mir selbst
nie recht der Bär gewesen
zu dem man mich
so namentlich bestimmte.

Bin nicht stark,
nicht schwer,
nicht voll im Fell
und kann den Jäger
nicht von selbst verjagen.

Doch Honig mag ich
und manchmal Winterschlaf,
den ausgedehnten
in Liebesarmen.

An Bäumen mag ich mich
schubbern mit Genuss
und brummen mag ich
und streiten wenn
mir einer meinen
Weltabschnitt
bestreitet.

Einzelgänger bin ich
mit Weltanschluss,
wo ich fischen mag
aus den Strömen der Zeit.

Ob es leicht ist,
dieses Dasein,
ich weiß es nicht,
und auch nichts
über die Schwere
so recht.

Aber es lebt sich
nach Bärenart gut
genug, mit Genuss
einfach nur hier
bereit zu sein.

Für etwas Honig vielleicht
oder einen ausgedehnten Schlaf
ganz nah bei anderem Pelz
in Bärenart zu träumen.

(Copyright © 15. März 2015, Bernd Pol)

wiederwald

einmal gabs hier stille wege
und dazwischen stand ein wald
raureif schmolz in sonnenflecken
und irgendwo rief fern ein reh

das war bevor der sommer kam
mit mückensturm und hektik pur
da als die welt zu brei zerlief
in den städten weit vor dem wald

und nun will schon wieder
frühling sein vor meinem bett
unter dem alleinsamen baum
der alleine einen wald vertritt

es ist so still in mir
beim ersten amsellauschen
und ich such in sommerlavaresten
nach eicheln vom vorletzten jahr

bäume möcht ich wieder pflanzen
rund um meine leisen wege
solche die mich überdauern
vom raureif bis zur sommerschmelze

und immer soll es eicheln geben
und immer wieder neue wälder
und immer wege die zum frühling führen
und immer amselspätgesang

dann bleib ich in den kissen still
und schick mir meine baumgedanken
irgendwo auf alte wanderwege
weitab vom lärm im wiederwald

(Copyright © 15. März 2015, Bernd Pol)

Mittwoch, 11. März 2015

lumpen übertragen

hab mich in gedankenlumpen
für heute maßvoll eingekleidet
jene die so lang schon lagen
dass sie im moder unbedingt
wiedergänger werden wollten.

hab lumpengedanken umgewälzt
hin und her die mühle durchgezogen
und jede faser einzeln abgeteilt
mit jeder andern wesenhaft
neu betrachtend angebunden

gedanken hab ich
durch und durch
zerlumpt gefunden
und doch voll würde
immer noch in sich
auf und ab getragen

es hält nicht mehr
das alte mürbe zeug
doch von einer zeit
zu irgend andrer zeit
missen mag ichs nicht

lässt es sich auch nicht auf dauer tragen
ein bild hab ich geschaffen aus blassen farben
und einen vorhang mir gemacht aus neugedanken
zum lüpfen ab und zu wenn mich sehnen treibt

in zauberzeiten
unter lumpen
auszuruhn

(Copyright © 11. März 2015, Bernd Pol)

Dienstag, 10. März 2015

Wie es nun mal ist

Ist nur ein kleiner Kreis im Warten,
dort wo kein gewusstes Hoffen reicht,
so unecht wie einst bei Spielzeugbahnen,
die immer wieder Zaubertunnel querten.

Das läuft und läuft
tut neu und
wieder neu
und wieder ganz
vergebens.

Ich aber hock am Rand
und kann den Blick
nicht wenden.

(Copyright © 10. März 2015, Bernd Pol)

Dienstag, 3. März 2015

im hoffen sein

das ist so es denn kommt
am meisten unerwartet doch
dem zweifel eingewünscht

all dem sein
eine dauer

die leben bleibt.

da sind all die einsam durchgrübelten tage
gespenster tief eingefinsterter nacht
verzeihen vertreibend
lieben geleert

auf zeit
kein schritt
kein weg
kein ziel
auf zeit

doch unerwartet ein wort
ein blick ein klang

ein licht aus
fremden augen
ein lächeln
ein da sein
einfach nur

und dauer die
leben bleibt

(Copyright © 3. März 2015, Bernd Pol)

Montag, 2. März 2015

morgenträge

soll ich mich raffen
so früh am morgen
auf und womöglich
gar zusammen

und falls ja wozu
wo doch keine sterne sind
und noch viel zu kalt
für frühe würmer

denn die amsel schweigt
schon wieder mal im jahr
unter der erde aber
regen sich schnecken

ich weiß nicht was
so ein morgen bringen mag
aber den mut dazu
bring ich noch auf

(Copyright © 2. März 2015, Bernd Pol)

Sonntag, 1. März 2015

Nachklang

Manchmal, so im frühen Morgen,
wenn die Nacht noch golden träumt,
da möcht ich mir die Zeit beschneiden,
dass sie nur das noch hält,
was hier wirklich war.

Manchmal möcht ich all die Zweifel
in einen See aus Urvertrauen leeren
und Liebessorgen weit
über alle Wolken werfen,
dass Winde sie zu Nichts zerteilen.

Manchmal, wenn heute ist,
was gestern so nicht war
und morgen wieder anders wird,

vielleicht

geb ich mich auf
und treibe …

Manchmal, so im frühen Morgen,
über Ort und über Zeit,
so völlig du,
so völlig ich.

(Copyright © 1. März 2015, Bernd Pol)