Sonntag, 31. Mai 2015

vergeblich gelebt

hab ich zu dem zu sagenden geschwiegen
und hab ich die taten nicht getan
die zu vollbringen waren
zu meiner zeit

hab geschrien
unter decken voll zorn
und wütende blitze geworfen
weitab ins ungesehene weltennichts

nur um zu sein
von innen her
ungehört und
unverstanden

die worte habe ich mir zurecht gebogen
und die stimme gescholten weil sie
nicht durchdringen wollte hinter die
mauern dieses einsamen innerwelt seins

wo die schreie
verhallten in
polstern aus
sanftigem samt

da war kein echo dem rufen geboren
weil es an bergen fehlte
von deren gipfeln
aufrütteln

in die zeiten
ging die mir den zorn
überlebten und mein inneres beben

(Copyright © 31. Mai 2015, Bernd Pol)

Donnerstag, 28. Mai 2015

Morgensehen

Dieser Tag könnte mir Kränze flechten
und ich ihm aus frühen Sonnenstrahlen
mit abgefallenen Blüten später Sterne
geschnitten mit frühem, scharfem Wind.

Nur welcher Art solche Kränze sind,
hat sich mir noch nicht erschlossen.
Es durchschwebt gerade ein Tauerhauch
hier meine Welt mit Zukunftsfurcht.

Das macht nicht das Licht in seinem Zauber
und machen deine Morgenaugen nicht
und nicht die frühe Wärme deiner Haut.

Denn wenn du gehst, ziehen hier Wolken auf.
Es ist, wenn eine Schwüle nach dem Atem greift
und klammern will, was sich womöglich ändert.

Komm, binde mir heut einen tröstenden Kranz,
der unser Morgen trägt und unser Jetzt.

(Copyright © 28. Mai 2015, Bernd Pol)

Dienstag, 26. Mai 2015

Bericht

Eine Geschichte würde ich so gerne erzählen,
die von dir, von mir, von Werden und Sein
und wie sie ständig neue Mühe brachte,
doch lebt im Glück ganz ohne Happy End,
weil, ein Ende soll hier längst nicht sein.

Das wäre, würden nicht die Worte fehlen,
das zu setzen, was dies alles trieb,
das Eins gewesen sein im Auseinander,
das Beieinander in tastender Fremde,
das immer neu verschmolzen sein.

Wäre da die Sehnsucht nicht,
die uns teilt im Überleben
und eint im Wissen umeinander
und den Wegen auf getrennten Seiten
neue Schluchtenstege zueinander baut.

Zu wissen, wer du bist, wäre neu Geschehen:
zu ahnen, wer du warst, in deinen Welten,
zu wünschen, wie du liebst, in vollem Sein,
zu leben, was du brauchst, in Dauerzeit.

Es ist, was war, ganz unbekannt geschehen,
doch wieder so vertraut ein gemeinsam Leben,
ganz in uns bewahrt und eingeschrieben,
ein Geschehen, erzählbar in Ernsthaftigkeit.

(Copyright 26. Mai 2015, Bernd Pol)

Samstag, 23. Mai 2015

gedenken

hab mich diesen tag zerfließen lassen
mit träumen einerseits und mit furcht
dass das morgen hier nicht trägt
was das heute versprach
an lebendiger zeit

mein leben speist sich aus deinem erinnern
aus dem was du erzählst was du mir bist
was ich erspüre was ich bin wir sind
eines für uns und für vieles die welt
im lieben eines im verlieren zu viel
schwer geworden ins jetzt und sein
was war und was ist und wird
im gewinn im verlust
nur geahnter zeit

hab den tag durchtaucht mit unserer zeit
fremdes sehnen mit lieben aus dir
und dem was wir werden und
was wir uns waren
vielleicht auch
zusammen
ein sein

(Copyright © 23. Mai 2015, Bernd Pol)

Dienstag, 19. Mai 2015

wortrecycling

ich will mir wieder die alten wörter
neu zu tragenden geweben binden
stränge drehen aus fein gesponnenem
und seen drunter legen aus silberfluss

welten mach ich neu erstehen
die es an keinem himmel gab
und höllen um darin zu leben
in hergebrachter dichterart

nein bremst mich nicht
ich möchte wörter kochen
bis aufs allerletzte fleisch
aus den freigelegten knochen
neu betonte bilder bauen
laute wieder klingen machen
weit über altes paradeis

die himmel will ich neu besiedeln
damit gewohntes wieder klingt
mit versen die wie engel fliegen
und doch aus alten knochen sind

(Copyright © 19. Mai.2015, Bernd Pol)

Samstag, 16. Mai 2015

wörterfallen

nach wörterfallen
sehn ich mich
wo sie wie mäuse
beim suchen nach speck
hängen bleiben
auf leerem
papier

das herz ist mir
mit geschichten voll
und das hirn schafft
pausenlos bilder
nur die finger wollen
in standhaftigkeit nicht
ihnen fehle das rechte gerät

darum brauche ich wörterfallen
und gedankenleim sie anzubinden
an ihren mir gehörenden ort
und viel, sehr viel papier
sie sicher dort zu halten
ohne jeden dauerschrei

denn das ist die angst
droht hier einmal die sprache
auszugehen im dauerdisput
nutzen auch die besten fallen
und der sicherste leim nicht mehr
weil die gefangenen wörter
ihr eigen klingen aufgeben
gedanken gelöst von mir

ich sehne mich so
nach wörterfallen
um die tage hier
lebendig zu halten
beim sprechen
über welten
mit dir

(Copyright © 16. Mai 2015, Bernd Pol)

Freitag, 15. Mai 2015

graugedanken

dies ist ein tagesgrau
hier wasserluft die
einem atem nimmt
und den kopf
den lebens
bildern
sperrt

da ist nicht einmal trübes denken
kein blitz traut sich aus grauem vor
und farbigkeit ist untergangen
im gestern heute nirgendwo

gespenster spielen heut gedanken
lebt das was gestern möglich war
und das was nicht vor langen zeiten
soll dich auf ewig nun begleiten
bleibst du des lichtes weiter bar
stumm gebannt vor alten schranken

ich muss mir neue sonne schaffen
aus urstoff grau und wesenlos
ein leben neu zusammen ballen
göttergleich und riesengroß

dann
zündet
vielleicht
neues leben
und treibt mir
unterdenken aus
zu einem klaren tag

(Copyright © 15. Mai 2015, Bernd Pol)

Donnerstag, 14. Mai 2015

Gras wachsen hören

Das Gras hat mir einen Gruß gesandt,
als ich es heut belauschen wollte
ob es auch wächst
und sich wohlfühlt
bei mir.

Sei zufrieden, dass es mich gibt,
hat es vernehmlich gesagt.
Und dann noch: Bitte
trample nicht herum
auf mir.

Das hat man nun davon
wenn das Gras wachsen hört:

Nichts als Klagen!

(Copyright © 14. Mai 2015, Bernd Pol)

Dienstag, 12. Mai 2015

energie zu hinterfragen

was die welt zu welten bindet
hab ich mich gefragt
und was mensch zu menschen

ein geheimnis seis
wurd mir gesagt und
sowas wie reine energie

aber dann bei licht besehen
war immer ein gemeinsam sein
und handeln dann wenn andre handeln
und handeln lassen aus dem eignen sein

was geschieht treibt dicht in wolken
in denen tausend wesen leben
und abertausend wege sich eröffnen
von denen beinah abertausend
niemals beschreitbar sind

das was ich bin schöpf ich aus anderm
und forme mir was hier geschieht
und gebe fort was angenommen werden mag

ganz verschieden das
auf tausend wegen
tausend wesen gleich

und doch ist seine münze eins
lässt sich benennen im geschehen

da steckt für mich die energie
doch ohne dasein in den tausend formen
lebt sie mir nicht in aller welt

ungebunden kann nicht sein
was im sein noch nichts bewirkt
doch wartend bis die welten reifen
bereitet sich gemeinsamkeit

zu wissen was da möglich ist
was ausbereitet zu ergreifen
zu schaffen mit geschenkten kräften

da scheint sie rein
als pure energie
und ist doch nie
lebenswirkend
für sich
allein

(Copyright © 12. Mai 2015, Bernd Pol)

weltenspüren

ich mag es dinge klingen hören
mit ohren sehen was dem auge fehlt
und mit allem sinnen dasein spüren
wie die welt sich durch und durch bewegt

ich mag hier um mein leben wissen
ists auch von allem nur ein teil
es bleibt doch mein mit allen seiten
und unverzichtbar jedem sein

ich träume mich durch sphärenklänge
mach all das wissen untertan
das menschenzeiten ausgegraben
menschennutzbar möglich ist

ich mag den klang in händen halten
will licht verzaubern aus der faust
wege bahnend über weltensümpfe
zukunftshalber erdenschöpfer sein

ein zauber ist es
der das trägt

weltenpfleger

du und wir
und ich

(Copyright © 12. Mai 2015, Bernd Pol)

Montag, 11. Mai 2015

selbst erkennen

bin in träumen groß geworden
mitten in der weiten welt
sind mir bilder zugeflogen
hat mich klingen hingezogen
was heut und morgen hält

hab mich im engen eingegraben
im speziell alleine sein
alles und auch nichts zu wagen
leben innen weit zu tragen
ist kein raum zu klein

wohl werden welten wieder stoßen
wohl wächst die weite ewig eng
wohl wird auch hier die zeit vergreisen
wohl müssen träume weiter reisen
wird bedrängtes wollen streng

dennoch stehe ich zum träumen
zum wünschen auf begrenzte zeit
im hiersein hinter festen mauern
die mir die bilder überdauern
reich ich hin und bleibe weit

(Copyright © 11. Mai 2015, Bernd Pol)

Samstag, 9. Mai 2015

Versteckspiele

Die Liebe hat mir die Schuhe gestohlen,
meinen Mantel als Tarnung entwendet
und sogar die dritten Zähne genommen,
nur um zu zeigen:

Gerade so
bin ich
für dich.

Es ist nicht wahr, dass ich im Hellen vergesse,
was im Dunkel unausgesprochen über uns lag,
oder die Wärme verleugne,
wie sie uns bindet,
allüberall.

Das ist ein Sein
zwischen den Tagen,
das so leichtfertig
Dauer verspricht.

Und doch, zu leicht fertig genommen,
aus der Mühe verschwindet
und aus der Welt.

Was wäre dies Lieben
ohne Dauerbemühen,
ohne tägliches Sorgen,
es käme zu nah.

Sie will sich verstecken
im Tag, diese Liebe,
will sich verkleiden aus mir
dass du errätst,
wer ich dir bin.

(Copyright © 9. Mai 2015, Bernd Pol)

zweifel treiben

wenn ich so manchmal mit schaudern
mich fremd in nächten allein mit mir finde
als ob ein alb der ins leben gewandert
mir brust und seele zerdrückt

wenn ich tags in nebelgebiete gebunden
irgendwo im sumpf aus gefühlen und furcht
einen weg mir suche in dauerzweifeln
vor jedem folgenden schritt

wenn ein lächeln versagt und kein erinnern
mich erreicht weil gesichter verschwimmen
aus der zeit gefallen und dem erleben
ausgeliefert in hilflosigkeit

wenn all das und noch einiges mehr
ein hier und ein dasein begleitet
ist es nicht doch welten möglich
ein leben aus erzaubertem glück

wär nicht das schreiben und reden
und das bauen seitwärtiger räume
wo neue türen sich öffnen
jedem wahrhaftigen wort

komm ich lade dich ein
in sicher leben gegründet
welten bezaubernd hier und da
lebendig gewordene zeit

(Copyright © 9. Mai 2015, Bernd Pol)

Freitag, 8. Mai 2015

Tageswunder

Ich hab mich heut wieder
Wunder schauen gelehrt:

Die Katze im Gebüsch am Rande der Straße
und die sterbende Hummel vor mir im Staub
und ein Kind, das die Unschuld beweinte,
und eine Blume, die zu trösten verstand.

All das ohne Wissen
und doch in der Einheit der Welt
und alles meins
und fordernd neu in tiefer Geduld.

Der Versuchung habe ich widerstanden,
die Hummel mit einem Tritt zu erlösen.
Und der Katze bin ruhigen Schrittes
allein mit den Augen ins Dunkel gefolgt.
Und dem Kind hab ich in erinnernder Trauer
seinen Schmerz ins wirkliche Leben gegönnt.

Die Blume aber,
die habe ich an mich genommen,
nicht weil ich sie wollte,
sondern weil du sie
hier brauchst.

(Copyright © 8. Mai 2015, Bernd Pol)

seelenschiff

war dein tag mir still geblieben
in wolkenmeere eingebettet
sanft und nah in jungem regen

ein seelenschiff
weit aus der welt

war alt vertraut ein augen blick
ein sehnen unterm leicht berühren
was leben aus den fernen treibt

ein seelenschiff
weit aus der welt

ich lass mich weiter in dir treiben
lass meinen tag aus zufall sein
ein wunderleben dir zu eigen

erinnern
bleiben
hier und
dein

ein seelenschiff hat uns getragen
über diesen stillen tag
ein reisen weit durch lebensfragen
was du bist und was ich mag

ein seelenschiff
weit aus der welt
heraus zu tragen

hier zu uns
dort hin
zu dir

(Copyright © 8. Mai 2015, Bernd Pol)

Mittwoch, 6. Mai 2015

lebenstage ewigkeit

tage gibt es
da will im lieben
kein ende sein

unter dem land
das du bewohnst
treibt leidenschaft
durch verborgene kanäle
wesensgleich
steigt baumlebenshaft
ein hier und nahsein auf
und fängt mein dasein ein

tage gibt es
die nächte treiben
für ewigkeiten

ein viele
leben
nah

(Copyright © 6. Mai 2015, Bernd Pol)

Dienstag, 5. Mai 2015

L(i)ebenserfahrung

Es gibt keinen Schutz vor
dem sich Verlieben
und keinen Weg heraus
als die Liebe selbst.

(Copyright © 5. Mai 2015, Bernd Pol)

trennungen

traurig bin ich
denn ohne dich
fällt zu viel
in stille
ungewesenes
hier ein

das ist wenn wände dort bilder bekommen
in schauerstreifen erinnerung treibt
unter wolken aus unmitgewusstem
gewissheit sich formt aus
anderen leben heraus
gegen ein sein
das nicht war
und doch

in allem ganz wirklich erscheint
geistergeträum und gespenstergefühl
wo es beinahe gewesenes frisst
in wellen aus inniger furcht

so viel mehr
hier vorhanden
möchte ich sein
in dir und
mit dir und
im wirklichen
ganz ohne scheu

(Copyright © 5. Mai 2015, Bernd Pol)

meereslieben

ich hab mich eben
zwischen die sterne geschoben
und meinen mund mit wolken gefüllt

ein wunder hab ich
unter den leben gesehen
und weinen in lächeln getauscht

steine hab ich getragen
mich in brechern gewälzt
bis zu kristallen geworden
sie durch die finger mir flossen

in den strand habe ich zeichen gelegt
mit muschelwerk über äonen
dass du leben bleibst
über die zeiten
und all das
dauernde
lieben

bei dir

(Copyight © 5. Mai 2015, Bernd Pol)