Mittwoch, 14. November 2012

verbleibende tage


das sind die verbleibenden tage

jene deren schatz wächst
mit jedem tag auf den
mit verwunderung
mit freude mit lust
mit alltiefem trauern
zurückgeschaut
werden
darf

was ist nicht alles gesprochen worden
was gesungen getanzt
durchliebt und durchlitten

durchlebt

und all das wächst
mit jedem tag
mit sich das ende

verkürzt

(Copyright © Bernd Pol, 14. November 2012)

Dienstag, 13. November 2012

alte wege gehen

kennst du die alten wege
wie oft bin ich sie neu gegangen
unter die füße leg ich sie dir
lass sie uns gemeinsam erkunden
einen jeden tag neu

(Copyright © Bernd Pol, 13. November 2012)

Sonntag, 4. November 2012

Ein Antiherbstgedicht


In dieser Trübe liegt ein Goldenhauch.
Es ist ein Spiel, sich zu verbergen
und zusehn, wie die Blätter sterben
und Krähen ziehn im Nebelrauch.

Der Winter liegt noch ungeboren,
hat auch die Welt schon frühen Schnee gesehen,
es sind doch eher diese Regenböen,
an die sich heut die Draußenwelt verloren.

Es ist zu trüb —
ich feier lieber drinnen Feste
und hab dich lieb —
wir gönnen uns die Lichterreste
und was uns sonst vom Sommer blieb.

Ein Goldenrausch liegt in den Herzen
und anderm Menschentreiben auch —
es ist so schön, im warmen Bett zu scherzen
umgeben von den letzten Sommersonnenkerzen
und lebenszart gebornem, altem Daseinshauch.

Die Krähen ziehen von den Feldern.
Man kann sie hör'n, der Tag ist wohl getan.
Wir liegen still in unsern Binnenwäldern. —
Was geht uns heut die Nebeltrübe an?

(Copyright © Bernd Pol, 4. November 2012)

nebelfadenscheingewebe


wie eine schleppe aus nebelfäden
zieht altes sehnen hinter mir

halberträumtes ausgefühltes
fortgesehntes aufgegeben
fadenunzahl unerwirktes
unfassbares scheingewebe
nebelschleppenscheingespenst

ein nebel wie aus ungelebtem lieben
eingetauchtsein wie in einsamkeit
und immer noch ein zarter ruf
im altvertrauten brückenwerk

das fühlen staut sich noch in brückenstreben
die ohne widerlager nicht mehr im ersehnten ruhn
wo nicht lang zurück noch nahimpulse liefen
und fühlen sich von dir zu mir
von mir zu dir verteilte

da ist nichts mehr
nur dieses zarte klingen
und in der rückschau nebelfäden
die beinahe über die äonen reichen

das war so nah seit alten ewigkeiten
das war vertraut für ewig neue zeit
das war versprochen ohne festzuhalten
das war trotz allem ungelebt

aus nebelfäden ein gewebe
fängt solches lieben nicht mehr ein
wenn es zergeht mit zartem reuen
im nächsten reinen sonnenschein

Copyright © Bernd Pol, 4. November 2012

Mittwoch, 31. Oktober 2012

diese besondere freiheit

es ist wie ein erwachen aus grenzfallträumen
der moment an dem dich das wirkliche erreicht
und du weißt ganz sicher

jetzt bin ich frei

da hat fremdes sehnen sich weit fortgezogen
und im ersten denken treibt keine andre person
statt dessen träumst du den sonnenflecken
nach dort an der zimmerdecke oben
und du weißt ganz sicher

jetzt bin ich frei

es gibt all das noch was ein fühlen bestimmte
und auch das lieben hat keinen schaden genommen
doch das was war hat sein bedrängen verloren
und du erlebst nur dich in ganzer gestalt
im ersten moment des morgenbestehens
und du weißt ganz sicher

jetzt bin ich frei

das leben kommt neu aus den grenzfallgefühlen
in dem moment in dem das wirkliche trägt
dieses ganz sichere wissen
in aller liebe geborgen

jetzt bin ich frei

©Copyright: Bernd Pol, 31. Oktober 2012

Donnerstag, 13. September 2012

trauernachtgespenster

ein tag der spät begonnen hat
im garten scharren schon die wölfe
und hinterm haus sind kraniche am werk
aus knapp verlassnen kummerträumen
hängt rostrot noch ein finstermond
im blättergrab am pflaumenbaum

ein lieben glüht im horizont
weithin zur nahen mitternacht
wo sich bereits das leben dreht
da warten noch zehntausend pfründe
für immer ungenutzt und aufgegeben

die wölfe heulen längst schon stumm
und treiben sich durch altgedanken
noch schwache hoffnungsreste hetzend zu
auf traumgeronnen schweren trauerweiden

verglimmt am horizont die letzte glut
und lässt die liebe asche werden
zur dunkelhaften grübelzeit

wächst dennoch einem lieben urvertraut
in kranichhut geschaffen hinterm haus

zum morgenleuchten lebensmacht

©Copyright: Bernd Pol, 13. September 2012

Samstag, 8. September 2012

Noch ein Morgengruß


Schon wieder viel zu lange wach …
Die Nacht trieb schwere Schattenströme,
doch dämmert nun ein klarer Tag
und löst Gespensterschleier auf.

Nun ist es Zeit sich loszulassen
und wieder neu ein Leben anzupacken.
Der Tag wird gut — er soll es werden.

Was immer kommt:
Es mag willkommen sein …

©Copyright: Bernd Pol, 8. September 2012