Sonntag, 7. September 2014

Alten Stimmen lauschen

Wenn du in tausend Stimmen hörst,
wie sich die Welt in Worte wendet
und immer neu im Weiterlauschen
der Mensch dir nah und näher wächst –

ein Greifen ist's in Seelentiefen,
dort wo der Kern im Menschen wohnt,
mit Worten, die von fern her riefen,
was über Zeiten sich belohnt.

Ich hab gelernt, viel Nein zu hören
und manches Ja sich bergen lassen,

doch wenn unter tausend Stimmen
sich eine findet, die im Herzen klingt,
dann dreht die Welt sich eine Runde
und manches Nein kippt hin zum Ja.

Und du begreifst die Wahrheit deines Nächsten
und was da sein will, kann und darf –
in tausend fernen Stimmen hergerufen,
in einer in dein Licht gestellt.

(Copyright © 7. September 2014, Bernd Pol)

(Entstanden beim Anhören von Lesungen längst dahin gegangener Dichter in der Sammlung "Lyrikstimmen" aus der "Bibliothek der Poeten".)

Mittwoch, 3. September 2014

Sternenlos

Ich hab dir die Sterne vom Himmel geholt,
nun fehlt mir im Dunkel draußen dein Licht.
Wo ist der Nordstern, um den die Welt sich bewegte?
Und wo das leuchtende Band, das alles umschloss?

Ich ertaste mir nur einen alt gewordenen Pfad
irgendwo zwischen dem Oben und Unten der Nacht.

Ein paar letzte Bäume flüstern am Horizont
silhouettenschwarz gegen das Leuchten der Stadt
und irgendwo in einer völlig anderen Welt
singt die Nachtigall meine Sehnsucht nach dir.

Es ist doch so still hier um deinen Schlaf.
Was brauchst du da dieses Leuchten um dich?

Bist du auch nur zwei Wände weit getrennt
und ich kann hier noch die Wärme spüren,
die dich umgibt aus den Resten vom Tag,
es fühlt sich an wie ein verlassenes Kind.

Komm lass uns neu über uns die Sterne aufhängen,
um die Nacht zu durchtanzen unter dem Kreisen der Welt.

(Copyright © 3. September 2014, Bernd Pol)

Dienstag, 2. September 2014

Den Schlaf begleiten, einfach so

Ein Lieben erinnern,
einfach so,
für dich.

Entfernung in Nähe umfassen
durch Zeiten und Räume,
einfach so,
für dich.

Was du warst,
gleich wie und wo,
dort im Schleier des Erinnerns
eingebettet ins ewig Neue:
Weißt du noch?

Einfach so.
Für dich.
Für mich.

In diesem Augenblick,
ein stiller Atem,
und Ruhe
hinter Augenlidern.

Schlaf durch mein Lieben,
du, einfach so,
und träum mir, einfach so,
für dich, für mich,
für uns.

(Copyright © 2. September 2014, Bernd Pol)

Samstag, 26. Juli 2014

tagwerk

hab mich in einen morgen aufgemacht
voll frischem sonnenblütenduft
hab ich für heute ein tagwerk gebaut
aus sehnsuchtsrufen verblassender träume
werde ich mir brücken neu schaffen
zu deinem tiefinnersten sein
wo es uns gehört und nicht verglimmt
wie die letzten sterne
dieser verdämmernden nacht

(Copyright © 26. Juli 2014, Bernd Pol)

Mittwoch, 23. Juli 2014

lebenszeiten rückgedacht

zum schluss ist anfang doch verloren
und man treibt fort in zwischenzeiten
wo keiner ahnt und niemand sieht
und rufen ohne echo bleibt

hast unter weltensternen dich verloren
hast erden dauermagisch fortgedacht
hast straßen ausgeschafft für stolperpfade
hast menschentreiben hinter dich gebracht

am ende im nach hinten blicken
war alles wie in zauberwelten
in zwischenzeiten immertreiben
ein traumspiralen dauergehn

denn wo du bist auf armeslänge
steht dieser eine abdruck noch
vom allerersten hoffnungsschritt
aus lebensfernen wandertagen

dennoch

waren auch alles zwischenzeiten
irgendwo von hier bis wirklichkeit
es war ein intensives träumegehen
durchgeliebte menschenwanderzeit

(Copyright © 23. Juli 2014, Bernd Pol)

Montag, 21. Juli 2014

gewittergedanken

hab mich in ein dunkel gezeichnet
graugrün mit gefundener kreide
hab ich mir pferde an den himmel geschaffen
und wiesen für sie unter die sterne gelegt

hab mir ein lager gebaut zwischen den ästen
und schaue geschichtslos gebunden
dem weiden zu und dem wilden gespiel
bis der regenvorhang sich schließt
und nur der funkenschlag ihrer hufe
mein erinnern bestärkt

(Coypright © 21. Juli 2014, Bernd Pol)

Montag, 30. Juni 2014

all das sehnen dauern lassen

ach ich möchte wieder früchte tragen
solche zum berauschen deiner welt
wo steine hoch zu sternen singen
und im bäumedämmern zauberkreise flirren

was soll mir das abendrot
wenn dich schleier einverbergen
nebelgleich von tausendschönen
lebensweisen auszugleiten

lass mich dir wie honig sein
wie rauschbestärkte liebesfrüchte
das sehenwerden wachsen lassen
und das spürensein durchdauernd leben

die steine möchte ich erweichen
und unter sternen dir ein lager bauen
das mit uns die welt durchgleitet
langsam wie im göttergleichen lieben

eins sein du
auf ewigkeiten

in den früchten
dieser welt

(Copyright © 28. Juni 2014, Bernd Pol)