Mittwoch, 15. Februar 2017

lebensspiel

ach ich möchte dich erleben
wie du ganz die deine bist
mit hand und haut dabei
vertiefen mich in dich

raten möcht ich wo du bist
fliegen unter deinen seufzern
verschmelzen für ein leben
lange leichte ewigkeit

wissen möcht ich wie du liebst
einfach nur das innenspüren

um dann neu mit dir zu wachen
lebensstarke zeiten weise

(copyright © 15.2.2017, bernd pol)

Montag, 13. Februar 2017

klagelied an dunkeltagen

warten

dass der tag
seine schwärze verliert
ein licht irgendwo
im nebeldumpfen
öde sein

warten

dass die nacht
ihre trauer vergisst
ein wärmen nur hier
im traumgeflecht
alb gewebt

warten

dass der morgen
kein blendwerk beginnt
wo alte zeit noch
augen zerbrennt
gedankenlos

warten

dass das gehen
den weg neu erkennt
der hierher geführt
und hinaus vom
innengesumpf

warten

dass das wachsen
von kraft sinne erregt
hoffnung zu treiben
irgendwann hier
irgendwie

warten
immer nur warten
warten

und doch
wird es zeit
wieder zu lieben
und angekommen zu sein

(copyright © 13.2.2017, bernd pol)

Freitag, 10. Februar 2017

erinnerungen in schwarzweiß

ach was sind wir jung gewesen
dort auf dem alten grauen bild
und ich hatte dich geliebt

hat uns das leben auch deutlich
weniger schlank gemacht und
sich tief in falten eingegraben

ich hatte dich geliebt
auch jeden folgeschritt
wo die bilder sich teilten

so wenn ich deine augen sehe
wird die welt beinahe wieder
grau in grau wie seinerzeit

und ich hab dich lieb
in allen farben wieder
tief und schwarz und weiß

(copyright © 10.2.2017, bernd pol)

Donnerstag, 9. Februar 2017

wünscheleben

fallen lassen können dürfen
deinen arm in meiner hand
dir im haar die schauer fühlen
wo nichts als ewigkeit geblieben ist

zu wissen wo dir die wärme lebt
so unverstellt von haut zu haut
wo aus stimmen stille wächst
und aus dem bäumen friedensruhe

einfach fallen lassen zauberweise
immer neu und altgewohnt
nichts als wir sein lebensweit
eins in einem können dürfen

es ist der tiefe schlaf in voller welt
es ist erschöpfung die uns kräfte treibt
es ist verschmelzen ohne selbstaufgabe
ist selbst vergessen in gemeinsamkeit

es ist wie wir es auch immer halten
durch widersprüche groß gewachsen
jahrzehnte lang zum einen wunder du
und immer neu ein wunsch zum traum

fallen lassen können dürfen
anders soll es dir nicht sein

(copyright © 9.2.2017, bernd pol)

evolution wortweise

wenn die wörter sprünge machen
sätze in meiner eigenwelt
wo nichts so sein will wie
felsenfest sonst eingeschrieben

dann duck ich mich weg
beginne neue träume
entlang des wandels
hin zu neuen sätzen

denn wenn die wörter sprünge machen
ändert sich das wesen meiner welt

und manchmal wirklich
versteh ich mich neu

(copyright © 9.2.2017, bernd pol)

Mittwoch, 8. Februar 2017

splendid isolation

hab mir einen weg an die wasser gebaut
um mitzuwandern wie borkenboote ziehen
gemächlich denn hier strömt es leis

gab ihnen segel zur reise
fragen in leicht lesbaren zeichen
was die welt wohl bewegt
und mich und mein einfaches leben
vor lebenslärm und lauerwut

bin still in mich gekehrt
den weg gezogen mit den booten
und alles schien voll einfachheit
bis zu jener letzten biegung
wo die wasser verschwanden

an den zäunen zur welt sind
die boote mir abhanden gekommen
samt ihren fleckigen fragesegeln
am wegende dort am rande der zeit

nun lausch ich im wind fernem fremderleben
ob antworten kommen aus den nöten der welt
hier an den zäunen am rande der zeit
eingemauert im abgetrennten eigensein

doch die boote kehren nicht wieder
und die segel verlieren was war
da ist kein weg über die wasser

hinter den zäunen am rande der zeit
wo die angst einen bannt
vor dem lauten sein am anderen ende
wirklich menschlicher welt

(copyright © 8.2.2017, bernd pol)

Dienstag, 7. Februar 2017

ein lebenskern

dann wieder ist es als stündest du im licht
nicht ein schatten trübt dich ein vor mir
und ich brenne um deinen innersten kern
und alles alles ist einfach nur wahr

da mag ich den blick nicht wenden
wo aus dir ganze leben strahlen
deine in aller vielfalt und
meine gespiegelt darin zu
untrennbar gewachsenem
gemeinsamen sein

und das sehnen wächst wieder
danach dich zu spüren in
jedem lebendigen schritt

wenn es uns vergönnt ist
viele strahlend reine
lebensfeuer lang

ich seh den vulkan und will
nur in seinem glühen ertrinken
und dich lesen aus der asche
phoenix gleich immer wieder
neu erlebt und verstanden

was du warst
was du bist
was wir werden

dein wünschen in mir
und meines in deinem

das leben wird wirklich
im endlos vertrauten
fest getriebenen grund

(copyright © 7.2.2017, bernd pol)

Montag, 6. Februar 2017

etwas vorzeitig

heute fand ich sie
die frühen spitzenteppiche
von schneeglöckchen
drei tage weit vielleicht
über alternden laub

nicht weit davon
schnarrt zwitschert pfeift
ein star die erste frühlingsbalz
und macht die welt für sich verrückt

dabei ist doch erst früher februar
und es gab hier kaum etwas winterschnee
aber eine amsel sammelt sich
schon halme vom vergangenen jahr

ich hab mir die bäume befragt
kann das denn sein
doch die bleiben noch stumm
in sich versenkt

das gras aber im vorjährigen rasen
stemmt sich bereits
gegen meinen unbedachten schritt
und tut sichtlich empört

was solls
es will frühjahr werden
vor der zeit

und ich fühl mich bereits
ganz schlapp
und so körpertief müde

komm reich mir die hand
will mich mit dir
unter decken verstecken

dort machen wir uns selber
ein eigenes
faules
glückliches jahr

(copyright © 6.2.2017, bernd pol)

Sonntag, 5. Februar 2017

zwischenwacht nach katzenart

bin aus dem traum auf die beine gefallen
katzengleich gedreht um meine eigene achse
doch nun steht die wirklichkeit mir kopf
und macht mühe zu wissen wo und wer ich bin

so setz ich mich auf
und schau nach dir
kaum im licht mich
versichernd mit
leichter hand
dass es uns
so wirklich
noch gibt

und wenn du in deinem träumen ganz sacht
ein wenig seufzt und leis dazu schnarchst
lass ich die katze mir los und kuschel mich
warm bei dir ein und schnurre mich frei

bis der schlaf wiederkommt
und wirklichkeit gibt
unserm träumen und
oben und unten
wird gleich

da bleib mir ruhig mein lieb
lass die welt uns einfach sein
katzengleich und unmittelbar für
jeden gemeinsamen traum
dies volle nächteleben

(copyright © 5.2.2017, bernd pol)

Samstag, 4. Februar 2017

menschenwelterkennen

es ist nicht so

dass meere sind die menschen trennen
oder die höhen der gebirge oder
die flüsse seit alters her oder
einfach nur straßen mit grenzbäumen

es ist auch nicht so

dass da länder sind in verschiedenheit
oder fabriken pflüge boote oder
die tiefen wälder im horizont oder
die art gegen einander häuser zu bauen

und auch nicht so

dass die wachstumshöhe die menschen trennt
oder die eigene farbe der haut oder
die art untereinander zu sprechen oder
das denken in welt und geistsystemen

selbst dies nicht so

dass es arm und reich gibt unter der sonne
oder laut und leise im glück oder
die eigene weise zu lieben oder
das leben zu begreifen in alltäglichkeit

es ist so

dass die menschheit erst in vielfalt wahrhaft lebt
und dass menschen sich entzweien und
blind werden gegeneinander und
die welt stirbt in verständnislosigkeit

genau so

wenn nicht einhalt geboten werden kann
allem was trennt in oben und unten und
was schwester und bruder entzweit und
was eigensucht macht gibt aller arten

so

ist kraft zu wünschen und sorge und einsicht
und ausdauer über alle schwere zeit und
vertrauen in den willen der menschen und
die geeinte kraft von schwester und bruder

eine welt zu bauen in liebe
und einigkeit und vielfalt
und das wirkende wissen

eines jeden kraft sei
für einen jeden da

an jedem ort
zu jeder zeit
der ganzen welt

auch wenn es dauern mag
noch heute
hier

(copyright © 4.2.2017, bernd pol)