Mittwoch, 29. Februar 2012

tagversprechen

es liegt wie ein versprechen über dem tag
so ein kommt vielleicht muss aber nicht

er will nur sanft aus dem morgen gehoben sein
und alles ist recht

„was immer geschah war trotz allem gut
und was kommt wird wieder gut sein
was jetzt ist bleibt glücklich noch kaum bekannt
wird geschehen doch erst im nachhinein wahr“

es ist wie es ist
und vielleicht wird es gut

©Copyright: Bernd Pol, 29. Februar 2012

Dienstag, 28. Februar 2012

der tag wird gut

der tag heute wird ganz bestimmt gut
eine amsel hat mich aus dem halbschlaf gebracht
und das gespensterzeug der alten nacht
ersäuft im neuen dämmerbeginn

am horizont noch halb verdeckt
breitet sich graublaues aufhellen aus
die nacht wird dort immer weniger wahr
und im kommenden licht wasch ich mich rein

war der schlaf auch wieder zu kurz
ging doch durch wachträume wer unerkannt mit
hielt über hoffen über trauern über wehrlose flucht
halbschlafgezweifel mir letztlich allein

jetzt ist diese zeit des grübelns vorbei
die amsel singt noch immer vom kommenden leben

was immer geschah war trotz allem gut
und was kommt wird wieder gut sein
was jetzt ist bleibt glücklich noch kaum bekannt
wird geschehen doch erst im nachhinein wahr

nun ist die amsel auch schon wieder fort
über dem baum häuft sich hochnebelgrau

ach seis drum
fühlt dieser tag
sich trotz alledem
hier ganz hoffnungsvoll an

schaun wir halt mal
was er davon
wirklich auch hält

©Copyright: Bernd Pol, 28. Februar 2012

Freitag, 24. Februar 2012

Zaubermantel

Ich hab hier einen Zaubermantel,
den reich ich gern zu dir hinüber.
Einer von denen, die Träume einhüllen,
die Frieden eingewebt tragen in jeden Faden,
die die Welt aussperren eine Herzschlag lang,

einfach nur selbst sein,
einfach nur ich,
einfach allein –
ganz ohne Einsamkeit.

Ich reich in dir,
du musst ihn nur fangen
in Behutsamkeit
im Vertrauen und Glauben
dass nur du dir wahr bist
wenn du ihn trägst.

©Copyright: Bernd Pol, 24. Februar 2012

dennoch

es ist immer wieder neu so schwer
wenn du nicht wirklich sicher weißt
ob du verstanden bist
und nicht wirklich sicher weißt
ob du auch verstehst

wenn du nicht wissen kannst
ob du gerade nah warst
den einen augenblick
nicht weißt ob
vielleicht doch nur
lediglich zufällig dabei

wo die antwort sich verbirgt
die sicherheit verleiht
nur ratespiele bleiben
nur immer wieder
selbstbetrug

es ist doch immer wieder schwer
dieses hoffen auf das eine wort
das alles fest und alles wahr macht

es ist doch immer schwer
bei alledem zu hoffen
am ende stünde
ganz sicher
kein nein

so schwer

dennoch verstehen
dennoch nah bleiben
dennoch ausharren

dennoch wieder hoffen
dennoch lebendig sein

©Copyright: Bernd Pol, 24. Februar 2012

Sonntag, 19. Februar 2012

es ist zeit

es ist da wer der deine tränen sieht
es ist da wer der deine schritte hört
es ist da wer der deinen kummer spürt

ein leben deinem schweigen zuzuhören
ein leben deinen kummer aufzunehmen
ein leben deinen schmerz hinabzutrösten

ganz ohne jeden vorbehalt

es gibt fast alle zeit der welt
für dich

nur frag

©Copyright: Bernd Pol, 19. Februar 2012

Samstag, 18. Februar 2012

stille sein

stille sein

die welt ist wieder offen
es gibt noch raum zum innehalten

ganz still

was in dir schreit
sind lediglich gespenster
die grölend durch ruinen tanzen
das leben hat sie längst
schon stillgelegt

da horch

der schrei da
quält sich nur in dir
sobald es finster wird
hat sich die antwort fortgezogen
es braucht dich dort nicht mehr
wo früher fast dein leben war
blüht längst schon andres auf
dem deines nicht gehört
und ruhig wird die welt

vergiss

die euphorie im tag
fand in dir selber statt
was dich aufwühlend rühren will
sind silberne dämonenfinger
gestalten ohne träger
gefühle ohne sinn

ganz still

da ist ein raum zum innehalten
mit türen hin zu andern leben
sie schließen sich ganz sacht nach dir
und schaffen den gespenstern ruh

ganz still

es ist da jemand der dich sieht
es ist da wer der deine schritte hört
es ist da einer der dich leben spürt

ganz still

und du
den einen reinen
herzschlag
lang

©Copyright: Bernd Pol, 18. Februar 2012

Loslassen

Es ist der Punkt vorm Wirklich-Tun,
das Ende des Sich-Selbst-Zermartens
der Ort, der vielleicht Ruhe bringt,
weil nichts mehr hält
was nicht zu halten ist
und losgelassen werden kann
zum freien
ungebremsten
Fall.

Es ist die Zeit zum Atemholen,
zum Endlich-Weiter-Schreiten,
zum Selber-Werden
im reinen Eigen-Mut.

©Copyright: Bernd Pol, 18. Februar 2012

Donnerstag, 16. Februar 2012

wolkenseen

wolkenseen hat mir der morgen erschlossen
und rotgolden darin ein sonnentor

und hat vor mir welten geschaffen
voll neuer lebensversprechen

und schloss fertig gelebte welten
von traurigkeit hinter mir zu

auf alte wege kam ich
wieder
singend im glück

©Copyright: Bernd Pol, 16. Februar 2012

Mittwoch, 15. Februar 2012

abgelaufen

so ist etwas abgelaufen
vielleicht zu weit vor seiner zeit

kein sehen mehr
kein hören mehr

kein fragen
kein antworten

nur noch sachtes begegnen
ganz geschäftsmäßig
zum schluss

©Copyright: Bernd Pol, 15. Februar 2012

Dienstag, 14. Februar 2012

so viele stimmen

so viele stimmen um mich
und die wichtigste fehlt

als sollte das lauschen aufhören
als sollte vertrauen zergehn

so vieles vertrauen
so viele geduld

so viel vergebenes warten
so viel verschwundene zeit

so wenig zu hören

nur eines vielleicht
im untergrund immer

so ein du aber nicht

so viele wichtige stimmen
in denen eines noch bleibt

nicht mehr ein fehlen belauschen
nicht mehr unmöglichkeit sein

du aber nicht

die wichtigste stimme
es ist wirklich zu schade

sie konnte nie sein

©Copyright: Bernd Pol, 14. Februar 2012

silberflöte

es ist als ob eine silberflöte klingt
und uns den augenblick zusammenschweißt
die zeit anhält für ein halbes leben
dass du bei mir bleibst wie du bei mir bist

es ist als ob eine silberflöte klingt
und ich sollte hier zerspringen vor glück
doch ist es noch wie meterdickes glas
zwischen uns und löscht mir allen flötengesang

es ist als ob eine silberflöte klingt
ich seh die hände spielen und seh deinen mund
und diese schönen ausdrucksvollen augen
die manchmal so traurig manchmal so liebevoll sind

es ist als ob eine silberflöte klingt
aber spielt sie auch ein gemeinsames lied
ist es unser augenblick den sie da fängt
oder immer nur anderen ohren zur liebe bestimmt

es ist als ob eine silberflöte klingt
und zwischen uns läge meterdickes glas
und keine hand es beseite zu schieben
und kein zauberwort das dies gemeinsam bewahrt

es ist als ob eine silberflöte klingt
ich hör ihren klang wenn ich dich seh
wär nur ein zeichen dass du mich siehst
ein nicken zum lauschen ein einfacher wink deiner hand

es ist als ob eine silberflöte klingt
und trüge ein hoffen zwischen uns her
und eine sehnsucht die alles trennen bezwingt
und ein kleines glück das uns hält einen ewigen augenblick

©Copyright: Bernd Pol, 14. Februar 2012

Montag, 13. Februar 2012

noch immer lieben

du bist mir noch immer schön
wenn ich dich anseh nach soviel jahren
stehst du noch immer zum entdecken vor mir
und ich bin voller sehnsucht
fast wie beim allerersten mal

du bist mir noch immer warm
wenn ich dich streichle nach soviel jahren
kommt deine weichheit noch immer so nah
und ich mag dich nicht lassen
fast wie beim allerersten mal

du bist mir noch immer nah
wenn ich mich auf deinen brüsten bette
steigt die lust an dir immer neu wieder auf
und die stärke will hier wachsen
fast wie beim allerersten mal

du bist mir noch immer heiß
wenn du mich aufnimmst nach all diesen jahren
leb ich noch immer dies dicht ineinander sein
und ich möchte festbleiben in dir
fast wie beim allerersten mal

du bist mir noch immer laut
wenn du mit mir forttreibst nach all diesen jahren
vergeh ich noch immer von dir ins weite geleitet
und möcht nur ewig reisen mit dir
fast wie beim allerersten mal

du bist mir noch immer eins
wenn du eng bei mir ruhst den kopf auf der brust
spür ich mit dir uns durchs zeitlose klingen
und möchte nur fortleben mit dir
fast wie beim allerersten mal

©Copyright: Bernd Pol, 13. Februar 2012

dich nicht verlieren

wieso nur immer wieder diese angst
ich könnte dich verlieren
wo ich noch nicht einmal
auch nur den schatten von dir hab

wieso nur immer wieder diese scheu
vor all den zwischen uns gelegten grenzen
wo keiner geben kann was den anderen bewegt
und jeder von uns mühevoll
nur seine eigne kleine zukunft sieht

wieso nur immer wieder der versuch
doch nähe zu erreichen irgendwie
weil vergessen nun einmal nicht geht
und es trotz allem immer wieder neu
uns hier auf engen abstand treibt

wieso nur immer wieder diese angst
es sei mal wieder alles schief gegangen
was immer zaghaft auch geschah
und du bist zwar unverloren
doch unerkannt hier wieder
unwiderruflich unerreichbar
unanrührbar weit längst von mir fort

wieso nur immer wieder
bekomm ich um dich
keine ruh

©Copyright: Bernd Pol, 13. Februar 2012

Sonntag, 12. Februar 2012

tage ohne worte

tage gibt es ohne worte
und ich fühle mich dir herzlich nah
keiner weiß was wirklich da geschieht

du bist ich bin
und mit glück sogar
im selben raum mit dir

nichts sagen müssen
einfach nur da sein

so wie ich bin
zusammen
mit dir

©Copyright: Bernd Pol, 12. Februar 2012

Samstag, 11. Februar 2012

an einem solchen tag

und an einem solchen tag
an dem du auch ohne worte spürst
wie sich die liebe in die ferne weiterträgt
und sich auch unbegegnet neu erfüllt

an einem solchen tag

an dem du keine wiederliebe brauchst
weil das erspürte glück sich völlig selbst genügt
und alles wirklich alles richtig scheint
was dieser liebe immer auch geschieht

an einem solchen tag

steht ohne zeit ein leben offen
ganz unverlangt und ungebunden
und alles was vielleicht noch zählt

sind dauer und gewissheit
dass es vielleicht so ist
dass es vielleicht so bleibt

an einem solchen tag

wächst derart eine liebe
oder bleibt doch ungehört

an einem solchen tag

bleibt alles das sich gleich
das sind da wirklich nur
noch morgen sorgen

©Copyright: Bernd Pol, 11. Februar 2012

Freitag, 10. Februar 2012

ein wort gebraucht

ich hätte jetzt
ein liebes wort gebraucht
mir ist nicht ewig
zum verschenken

die trauer von dir
trägt sich heute viel zu schwer
die angst da um dich
spiegelt sich

in meiner kleinen welt

fehlt mir mitunter doch
ein bisschen was von deiner kraft
ein wort ein zeichen
ein wenig näher bei dir sein

ein liebes wort
ich hätt es jetzt gebraucht
einfach nur nebenbei
nur unerwartet hergeschenkt

ein wenig nur

du komm du
hilf mir
hier nur auf

©Copyright: Bernd Pol, 10. Februar 2012

Dienstag, 7. Februar 2012

die welt steht kopf

die welt steht kopf –
was hab ich hier verloren

um diese zeit

gehör ich eigentlich ins bett
hat mich jemand herauf beschworen
und sich sogleich vor mir verloren

um diese zeit

steht die welt kopf
und bleibt dort wo ich rufe
ohne jedes echo stehn

um diese zeit

was hab ich hier verloren
so früh
so müd
so alt im kopf

ich hab mich längst an sie verloren
in dieser welt
um diese zeit

komm
steh mir doch
nicht länger
kopf

©Copyright: Bernd Pol, 7. Februar 2012

Samstag, 4. Februar 2012

Wintermorgenteich

Ich träum dir einen Wintermorgenteich,
bedeckt mit schwarzdunkelblauem Eis
und umsäumt mit violetten Buhnenreihen.
Und mitten wo ein Fluss das Wasserdunkel offenhält
das scharfes Eisgekante rosa brüchig säumt
zieht vollfeuerrot noch ein vergessner Schwan
von einem Wildnisende zu dem nächsten
und lässt sich von der Kälte überhaupt nicht stören.
So wie ein Entenpärchen auf dem Eis
in grün und gelb und lila Schnäbeln
geduldig harrt, dass wieder Frühling wird.

Ich träum dir einen Wintermorgenteich –
es ist zu kalt ihn selber anzusehen –
doch grüß ich ihn von dir
sollt er am Tag mir oder in der Nacht
ganz unvermittelt doch noch mal begegnen.

Ich träum dir einen Wintermorgenteich
und wünsch dir einen Wintersonnentag
so farbenfroh wie eine ganze Welt
und eine traumerfüllte Schöpferfantasie!

(Für Dooris Brandstädter)

©Copyright: Bernd Pol, 4. Februar 2012